Kolumnen

Katzenklo

Unlängst schrieb eine Kollegin in der Presse, man könne eine Katze nicht Woyzeck nennen. Das sorgte für Gesprächsstoff im Redaktionskomitee der Wiener Ansichten.

Die einen waren der Meinung: Warum denn nicht, es gibt bestimmt Katzen, die zuerst verzweifelt und dann grausam sind. Die anderen fanden das geschmacklos. Das waren die, die nicht wussten, dass auch die Redaktionskatze zunächst einen umstrittenen Namen trug. Orbán nannte man sie, weil sie aus Ungarn stammt und sich öfters unsolidarisch den übrigen Mitgliedern des Redaktionskomitees gegenüber verhielt. (Sie heißt jetzt anders und ist im Alter friedlicher geworden).

Das Thema Katze bringt uns, dem Unterhaltungskünstler Helge Schneider sei Dank, elegant zum Thema Toilette.

Auf unseren Morgenrunden über den Hietzinger Roten Berg kommen wir an einer Toilettenanlage vorbei. Einwandfrei gepflegt und glücklicherweise immer offen. Des öfteren haben wir uns gedacht: Danke Stadt Wien, ausgezeichnetes Service.

Ein paar Kilometer weiter, drüben beim Lainzer Tiergarten, gibt es ebenfalls ein öffentliches Klo. Unter der Woche stets unverschlossen und tipptopp gepflegt, ist die Anlage am Wochenende kostenpflichtig. Da stehen dann Eltern und Großeltern mit Kleinkindern und kramen verzweifelt nach Münzen. Recht unangenehm, wenn’s zeitlich eng wird.

Auf Nachfrage erfuhr das Redaktionskomitee: Muss so sein wegen Vandalismus und irgendwer muss das Klo ja schließlich betreuen. Nach Randalierern haben die dort wartenden Familien nicht ausgeschaut. Allerdings gibt’s tatsächlich Häusl-Vandalen im feinen Hietzing: Unlängst hat jemand das Klo im Hügelpark in Unter St. Veit angezündet. Dass Spazierwillige beim Lainzer Tiergarten dafür zahlen müssen, scheint trotzdem nicht logisch.

Toiletten im öffentlichen Raum werden immer weniger und immer teuer. Ein kultureller Rückschritt.

Um es mit Helge Schneider zu sagen: Klo macht nicht nur die Katze froh.