Kolumnen

Juliane Fischers Flaschenpost: Der Krampus-Wein

Hatte ich doch tatsächlich das Karo vergessen in meinem Thermenregion-Quartett! Ein aufmerksamer Leser wies mich auf das Versehen hin. Trotzdem wage ich mich schon wieder an die Spielkarten. Die Arcane-Linie ziert am Etikett je eine Trumpfkarte aus dem Tarock.

Das Tarot-de-Marseille-Motiv steht in diesem Fall für eine Rebsorte: Mourvèdre wird angeblich von den Winzern gelegentlich der Teufel geschimpft. Denn spät reifend braucht er bis zum Ende  ausreichend Wärme und Trockenheit, aber zu viel Hitze macht ihm die Hölle heiß. Le Diable ist reinsortig ausgebaut, obwohl man Mourvèdre  an der südlichen Rhône üblicherweise zum Verschneiden nutzt.

Xavier Vignon kaufte die Trauben 2015 von einem  Winzer, der von allen „le papi“,  der Opa, genannt wird. Die Lese war  abgeschlossen, nur mit den Mourvèdre an den Hängen der Dentelles de Montmirail wusste er nicht wohin. Was soll ich sagen, diese Trauben fanden den Weg in mein Glas,  teuflische 15 Volumprozent hüllen einen ein wie ein Germknödel mit  Powidl.

In Österreich bekommt man das Tröpfchen über Sarah Rizzo. Seit ich diese lebensfrohe, frankophile Frau  2019  beim Nikolo-Fest kennengelernt habe, hat sie als Madame Moustache einen kleinen Weinhandel aufgezogen. Anhand eines Weinguts stellt sie je eine französische Region vor. Den Anfang machte Xavier Vignon, aber sie versichert: Er wird als Anstoß für ihr Business immer im Sortiment bleiben.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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