Kolumnen

Johannas Fest: Einladungen mit Restrisiko

Verena hatte Gudrun und Tobias zum Abendessen geladen. Der Tisch war feierlich für vier gedeckt: die Gläser auf Hochglanz poliert, die vier Kerzen in den silbernen Ständern entzündet, der Blumenschmuck üppig wie aus einem barocken Stillleben. Verena und ihr Mann Hans begrüßten das Ehepaar herzlichst und gratulierten Tobias zum Geburtstag. Als sich die Gastgeber an den Flügel begaben, um vierhändig „Happy Birthday“ zu spielen, öffneten sich die Türen der beiden angrenzenden Zimmer und weitere fünfzehn Gratulantinnen und Gratulanten stimmten in das Ständchen ein. Zu Feiern galt es Tobias 50er. Weil der Jubilar zu den extrem bescheidenen, ja fast schüchternen Personen zählt, die so einen Jubeltag eigentlich am liebsten ignorieren würden, haben sich Verena und Gudrun zu einer Überraschungsparty entschlossen – logisch, dass die nicht in der Wohnung des Geburtstagskindes ausgetragen werden konnte, schließlich lassen sich Vorbereitungen zu so einer Fête nicht verheimlichen.

Tobias kam nicht aus dem Staunen darüber, wer da aller durch die Türen hereinkam. Schließlich hatten Verena und Gudrun lange an der Gästeliste getüftelt und Weggefährten aus allen fünf Dekaden in Tobias Leben ausfindig gemacht und eingeladen. Während des Ständchens bekam der Gefeierte sogar feuchte Augen.

Als Mitbringsel hatten die Gastgeberinnen – so vorhanden – alte Fotos mit dem „Star des Abends“ erbeten und alle sollten einen auf diesen passenden Vierzeiler dichten und vortragen. Das sorgte für Unterhaltung und aus den einander anfangs teils unbekannten Partygästen wurde eine Community.

Erfolgsingredienzien

Ich liebe Überraschungspartys, weil sie das schönste Geschenk für die oder den Beglückten sein können. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass der Erfolg einer solchen Einladung eine besonders umsichtige Planung verlangt:

– Höchste Sensibilität müssen die Initiatoren bei der Zusammenstellung der Gästeliste an den Tag legen. Wenn bei der Party zum Beispiel ehemalige LebensabschnittspartnerInnen, die sich nicht in aller Freundschaft getrennt haben, aufeinandertreffen, kann es zu erheblichen Stimmungsdämpfern kommen.

– Eine Überraschungsparty lässt sich nicht im Alleingang organisieren, die Projektumsetzung gelingt nur mit Verbündeten. Unbedingt mit an Bord sollte die Partnerin beziehungsweise der Partner der zu feiernden Person sein, die über deren Pläne und Vorlieben Bescheid weiß und hoffentlich auch auf dem letzten Stand ist, was Wunschgäste betrifft.

– Restrisiko: Die Gäste müssen wiederholt auf absolute Geheimhaltung eingeschworen werden, will man nicht Gefahr laufen, dass sich jemand verplappert.

– Wollen die Gastgeber nicht selbst kochen, gilt es rechtzeitig ein Catering zu bestellen. Falls die Gästeschar aus ambitionierten Hobbyköchinnen und -köchen besteht, ist alternativ eine „Potluck Party“ anzudenken: Koordiniert von den Gastgebern tragen die Gäste selbst die verschiedenen Speisen zum Buffet bei.

– Nachhaltig Feiern: Zur Unterstützung der schönen Erinnerungen bietet sich als Geschenk für den Ehrengast ein Gästebuch an, in das sich alle eintragen. Toll ist auch eine lückenlose Foto- dokumentation des großen Abends, bei der von den Vorbereitungsarbeiten in der Küche, über das Buffet bis hin zu jedem Party- teilnehmer alles festgehalten ist. So bleibt die Einladung garantiert unvergesslich!