Ja, was denn nun?
Es ist für einen Kolumnenschreiber nicht leicht, etwas zu verfassen, das nicht mit Covid zu tun hat. Nicht nur, weil von berufener Seite in hoher Dichte darüber berichtet wird, sondern auch und vor allem von unberufener. Es ist daher kein Alleinstellungsmerkmal für einen Verfasser sich in diesen Breiten ein Thema auszusuchen, denn schreibt er nichts über Corona, dann fällt sein Beitrag ungelesen in den Low-Interest-Abgrund, schreibt er darüber, ist es genauso.
Ähnlich beim Klimaschutz, der galoppierenden Politikverdrossenheit oder der Migration und noch etlichen zurzeit zu Tode geschriebenen Themen. Was bleibt also, worüber man schreiben könnte, um nicht nach den ersten Zeilen das Phänomen „Lesewiderstand“ hervorzurufen?
Vielleicht über Wortschöpfungen wie „niederschwellig ausrollen“? Den Triumphzug des Irrationalen, des Zurückfallens in eine Art Voraufklärung, in eine Wiederverzauberung der Welt, in die schwarze Romantik? Ja, könnte man durchaus, denn der öffentliche Gedankenaustausch ist so gar nicht von den Maßgaben der Vernunft geprägt, vielmehr von Äußerungen zurechtgezimmerter Befindlichkeiten, tatsachenscheu und vor allem tatsachenfern. Damit einher geht eine Entscheidungsfurcht, eine ausufernde Ausnahmenkultur und immer wieder nur vage Absichtserklärungen, manchmal Drohungen, aber fast nie verbindliche, konsequente Beschlüsse.
Weiter braucht man sich darüber auch nicht verbreiten, denn neu oder gar überraschend ist das auch nicht mehr. Was also kann man, soll man heute zu Papier bringen? Afghanistan? Bolsonaro, Lukaschenko? Alles schon bemüht worden, gelesen und verdrängt. Ah… da hab ich was: „Harald Glööckner – Ohne Ehemann nach Südafrika.“ Na? Ist das nichts?