Herz und Siegel
Von Andreas Schwarz
Jetzt hat der britische Botschafter in den USA also seinen Hut nehmen müssen. Kim Darroch hatte nach London gemeldet, Donald Trump sei „unsicher“ und „einzigartig inkompetent“, die US-Regierung „dysfunktional“ und „plump“, ohne Aussicht auf Besserung – aber leider hatten die Wände Augen/Ohren.
Das ist das Schicksal in Diplomatie und Politik: Man sagt Wahres und wird dafür nicht belohnt. Salvini-Freunde reden über Millionen aus Moskau – bumms, hat der Lega-Mann ein Problem. „Bist du deppert, die ist schoarf“ – und schon warst du FPÖ-Chef. Und erinnert man sich, als US-Diplomaten unter Hillary Clinton Wladimir Putin als „Alpha-Rüden“, Nicolas Sarkozy als „Kaiser ohne Kleider“ und Angela Merkel als „selten kreativ“ einschätzten und die Depeschen publik wurden?
Aber wenn Politiker, statt das Herz auf der Zunge zu tragen, ein Siegel auf den Lippen trügen – worüber hätten wir zu staunen und schmunzeln? Also weiter so!
andreas.schwarz@kurier.atx