Gefühlt
Von Andreas Schwarz
Wir sehnen gerade, dass alles wieder normal wird. Manchem gilt „normal“ indes als „pfui fad“. Es braucht Katastrophen, Rekorde – selbst beim Wetter.
Ein österreichisches Tagblatt zur Hysterieverbreitung, das auch einen Wetter-Kanal unterhält, hat ein Rekordsteigerungsmittel entdeckt: den „Windchill“ (früher auch „gefühlte Kälte“) – wenn’s bläst, fühlt es sich kälter an, als es ist. Titel wie „Hier schlägt der Kälte-Wahnsinn am härtesten zu“ werden nun mit gefühlten Temperaturen unterlegt („Rax –32°, Villacher Alpe –38°, Sonnblick –41°“).
Das hilft bei der beliebten Titel-Rekordjagd „Kälter als in Sibirien“. Wetten, wenn der Herausgeber im Sommer den Kugelgrill anwirft, steigt die gefühlte Temperatur und es ist „Heißer als in der Sahara“?
Jetzt ist ein „Blitz-Frühling“ im Anmarsch. „Nach Mega-Kälte: Temperatur steigt um 30 Grad“ – gefühlt vermutlich.
Übersetzt auf normal heißt das: Es ist Mitte Februar und munter schwankender, allerschönster Winter.
andreas.schwarz@kurier.at
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