Fotoausfall: Junge erwägen, lesen zu lernen
Von Birgit Braunrath
In einer Welt, in der noch nicht klar war, ob sich das Farbfernsehen tatsächlich durchsetzen werde, schrieb das Fernsehen: „Wir bedauern...“, wenn es einmal aufgrund einer Störung keine Bilder senden konnte. Dann ging man aufs WC, holte Bier oder rief die Oma an, falls das Vierteltelefon gerade frei war. So hatten alle was davon. Das war Routine und regte niemanden auf.
DieserTage war Bildstörung: Facebook & Co hatten Fotoprobleme. Und die Kunden reagierten alles andere als gelassen. Urlauber wollten Schadenersatz, weil sie, ohne Bilder posten zu können, „völlig umsonst“ am Strand gewesen waren. Choleriker, die ihre frisch geschossenen Fotos nicht hochladen konnten, schossen ihr Handy durch die Gegend (auch eine Art Fotoshooting). Und weil man sich auf social media während dieser schweren Stunden nur schriftlich austauschen konnte, erwägen jetzt sogar einige Jugendliche, freiwillig lesen zu lernen, um für den Fall weiterer Bildstörungen gerüstet zu sein. Ein Facebook-Sprecher versuchte in einem Interview mit der BBC, die Kunden zu beruhigen: „Wir arbeiten daran, die Dinge so schnell wie möglich wieder normal zu machen.“ – Da fragt man sich, was genau normal ist und wann die Welt eigentlich das letzte Mal normal war.