Kolumnen

Es wird Sie der Neid fressen

Ausschließlich zu Recherchezwecken begab sich das Redaktionskomitee der Wiener Ansichten nun ins benachbarte Ausland, um dort im Sinne seiner Leser Feldforschung zu betreiben. Kurz: Wir waren in Italien. In einer wahnsinnig schönen Kleinstadt.

Vergleiche mit Wien sind sinnlos, aber trotzdem. (Ich will Ihnen an dieser Stelle meinen Lebenstraum nicht vorenthalten: Dort zu leben, wo der Oleander das ganze Jahr draußen bleiben kann. Da, wo ich wohne, am Kältepol Wiens, von dem es in den Nachrichten immer heißt „Wien-Auhof: minus irgendwas“, gedeihen höchstens Kraut und Rüben, aber kein Oleander.)

Ich beneide die Italiener eigentlich um alles. Stellvertretend erwähne ich zwei Dinge. Erstens ihre Gelassenheit. Etwa im Verkehr. Die Italiener kriegen das mit dem Zusammenleben verschiedener Verkehrsteilnehmer ziemlich gut hin. Obwohl es von allen viele gibt. Rad fahren darf man hier übrigens nur, wenn man dabei gleichzeitig raucht, telefoniert und mindestens drei Einkaufssackerln transportiert. Gekeppelt wird auch dann nicht, wenn die Radler auf dicht bevölkerten Plätzen herumkurven. Emotionale Diskussionen gibt’s nur, wenn’s ums Essen geht. Verständlich.

Eine weitere großartige Eigenschaft Italiens ist die Liebe zum gedruckten Wort. Wo bei uns Fast-Food-Kioske, stehen dort Zeitungsstandeln. Also überall.

Wir im Redaktionskomitee hegen eine Leidenschaft für Magazine, bei deren Kauf einem etwas geschenkt wird. Und zwar nicht so fade Dinge wie Autobahnvignetten, sondern wirklich Wichtiges. Die jüngsten Anschaffungen, getätigt im Zuge des Erwerbs von Klatsch- und Modemagazinen: ein unmöglicher Nagellack, eine billige Hautcreme sowie eine einem Gossip-Magazin beigelegte, geschmacklich fragwürdige Stofftasche (neongelb-khaki-kariert). Jetzt frisst Sie der Neid, gell? Wir timen den nächsten Italienbesuch übrigens so, dass wir rechtzeitig zum angekündigten Nachfolgegeschenk, dem neongelb-karierten Stoffportemonnaie, wieder da sind.