Ein Porsche 911. In dezentem Orange
Von Simone Hoepke
Ich will ja nicht prahlen, aber wir haben jetzt einen Porsche 911. Also diese Angeber-Schüssel, auch Macho-Kutsche genannt, die so oft gebaut wurde, wie kein anderer Sportwagen. Unserer ist in dezentem Orange gehalten. Man kann das geschmacklos nennen, aber so stellen wir einigermaßen sicher, dass niemand unser neues Statussymbol übersieht. Außerdem kam er nun mal in dieser Müllabfuhr-Farbe aus der Fabrik.
Ich persönlich hätte das Auto ja nicht gebraucht. Im Gegenteil. Für mich fällt er in die Kategorie „sinnbefreite, typisch männliche Anschaffung“. Eine Einschätzung, die ein Bekannter bestätigt. Er hat sich voriges Frühjahr einen „Neunelfer“ geleistet. Warum, weiß er selbst nicht. Sigmund Freud würde sagen, seine Mutter ist schuld.
Derzeit steht sein Protz-Kübel in der Garage. Liegt daran, dass die passenden Winterreifen samt Felgen ein paar Trillionen Euro kosten und damit das frei verfügbare Budget sprengen. Deswegen überwintert die Karosse zugedeckt in der Garage.
Unser Porsche für Arme steht im Wohnzimmer. Seine Einzelteile in gezählt sieben quietschbunten Tupper-Dosen verteilt. Lego Technik, 2703 Teile, eine Bauanleitung so dick wie ein Telefonbuch.
So was kaufen nur Männer. Konkret: Männer, die unbeaufsichtigt in einer Spielwarenabteilung gelassen werden. Das Spielzeug fürs Patenkind, das er besorgen hätte sollen, hat er in der Aufregung vergessen.
Adventkranz haben wir heuer jedenfalls auch keinen. Am Wohnzimmertisch ist ja kein Platz dafür. Dort lagern die Lego-Teile. Der Mann beteuert, dass er bis zum dritten Adventsonntag mit dem Bauen fertig ist – klingt nach einem Lichtblick. Wäre da nicht der Bugatti, den er als Nächstes haben will. 3599 Teile, mindestens drei Telefonbücher Anleitung.
Dass eine Frau maßgeblich daran beteiligt war, dass man den ersten Mann auf den Mond geschossen hat, war sicher kein Zufall.
Sie hieß Margaret Hamilton. Lego hat sie in der Serie „Die NASA Frauen“ auf den Markt gebracht.