Kolumnen

Chaos de Luxe: Fruchtbarkeit-Tänzchen

Heute große Aufregung in der Kuranstalt, die nicht mehr ganz jungen Eheleute bekommen Besuch von einer Fruchtbarkeitstänzerin. Eine Dame mit einer Montezuma-würdigen Federkrone schält sich mit siegessicherem Lächeln aus einem Tuktuk, der Fahrer mit groben Zahn-Defiziten schlingert seinen Kopf in stolzen Achterschleifen, um der Welt zu signalisieren, dass nicht jeder eine solche Trophäe im Fond thronen hat. Nicht nur, dass in Sri Lanka Ehen noch immer über Horoskop-Verträglichkeiten geschlossen werden, auch wenn die Fortpflanzung sich als sperrig erweist, kommt die Pfau-Diva ins Haus und veranstaltet einen Tanz-Hokuspokus zwecks Brutsegen. „Nichts gegen Madame Montezuma, aber wie wär’s mit etwas Druck rausnehmen, einer Urlaubswoche in Dubai in einem Hotel mit Wasserbett oder einer kleine Hormontherapie?“, flüstere ich dem Herren des Hauses und Vater des Nicht-Vaters. Er zuckt die Achseln und flüstert: „Die Chefin, meine Frau, will es so.“ Was häusliche Belange betrifft, dürfen Frauen hier durchaus Muskeln zeigen, nur was den Rest des Weltenlaufs betrifft, haben sie eher die große Meldepause. Um das Fruchtbarkeitsritual nicht mit Funken des Zweifels energetisch zu torpedieren, gehe ich an den Strand. Ein deutsches Ehepaar zofft sich gerade. Sie: „Ich dachte, du wolltest an den Strand gehen.“ Er: „Ich wollte einfach nur sein, einfach nichts machen.“ Sie: „Das ist mir langweilig.“ Er: „Dann mach' doch du, was du willst ...“ Sie (quengelig): „Wir sind aber doch gemeinsam hier.“ Er: „Aber das heißt doch nicht, dass du keinen Schritt ohne mich ...“ Sie (bereits im Tränental): „Dann geh’ doch, geh’ doch einfach!“ Es gibt Momente, wo man richtig glücklich ist, Single zu sein. Nicht immer, das wäre gelogen, aber nach solchen Beobachtungen möchte man sich in Dankbarkeit wälzen, wie der kleine Strandköter es jetzt vor meinen Füßen im Sand tut, der so seinen flohbedingten Juckreiz zu lindern sucht.

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