Chaos de Luxe: Schwiegerkind-Katastrophen
Von Polly Adler
Polly Adler über Erstickungstode durch Höflichkeit
Oh Gott, ich finde diesen Typen so grässlich“, sagte K in Begleitung einer Tötungsgeste. Ihre Tochter befand sich mitten in der Geschlechtsreife und hatte einen ersten Du-Mama-kann-der-bei-uns -schlafen-Knaben mit nach Hause gebracht. Oh ja, wenn die Fortpflänze ihre ersten Kilometer auf dem
Beziehungstacho absolvieren, brauchen die Mommies manchmal Baldrian-Mojitos. Mit Gruseln denke ich noch an den Herzensherren, der in meinem Kühlschrank mit der Zielsicherheit einer Pershing die Gäste-Goodies vernichtete und die damalige Perle zu spitzen Schreien trieb, weil er um vier Uhr Nachmittag noch immer leblos wie ein Stück Holz am Strand im Jugendboudoir vor sich hingedöst hatte. Es waren aber auch echte Schnuckis dabei gewesen, an die man sich sehr gewöhnt hatte. So sehr, dass nicht das Kind, sondern ich schluchzend auf dem Sofa hospitalisierte, als die jungen Menschen „Splitsville“ gemacht hatten, wie so ein Trennungsmanöver definiert wurde. „Was ist denn bitte so schlimm an dem“, wollte ich wissen, „dauerbekifft, arbeitsscheu, olfaktorisch ein Challenge-Programm?“ – „Nein“, wehklagte sie, „das könnte man ja noch alles ertragen. Aber das ist der volle Spießer-Schnösel, so ein Schmalspur-Aristo, der seinem Styling nach zu schließen, schon in Paisley-Windeln auf die Welt gekommen ist. Er will Notar werden seit er elf ist. Und samstags will er lieber „gemütlich“ mit dem Kind zu Hause bleiben, vielleicht was Schönes kochen. Hobby: Tontaubenschießen.“ Das war tatsächlich hart, aber wahrscheinlich nichts als eine Form der Rebellion gegen die stets um unkonventionelle Ausgeflipptheit bemühte Mutter. Da gab es nur eine Strategie: „Du musst ihn vor ihr zu Tode loben, ersticke ihn mit höflicher Zuvorkommenheit, erkläre ihr, was sie für eine vernünftige Wahl getroffen hat usw.“ – „So simpel?“ – „Noch simpler. Funktioniert seit Generationen.“
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