Chaos de Luxe: In der Therapiegruppe mit Rihanna und Jared Leto
Von Polly Adler
Ich vermisse den in Berlin lebenden Fortpflanz so sehr, dass ich mir zur Beruhigung Tier-Dokus reinziehe. Interessiert beobachte ich, wie sich die Lemminge in der nördlichen Tundra paaren. Oder ergötze mich an den Tarntechniken von Wüstenspringmäusen, wenn eine Sandviper-Bitch herbeizischt.
Tierfilme waren für mich immer was für alte Menschen. So wie Spazierengehen und Mittagsschläfchen. „Willkommen in der Generation Jause“, sage ich zu einem Freund, mit dem ich nach einem Museumsbesuch auf der Albertina-Rampe in Umarmung eines Gerstner-Kartönchens der Sonne zublinzle, „Frühvergreisung olé!“ – „Genieße es! Noch kannst du in der Häschen-Pyjamahose an einer Redaktions-Konferenz teilnehmen.“ – „Seit Wochen baumeln nichts als Trainings- und Pyjamateile auf meinem Wäscheständer. Und hör mir auf mit Zoom! Diese ewigen Hört ihr mich?-Nein, du warst gerade eingefroren’-Dialoge.
Und neuerdings noch dieses Clubhouse-Gelaber. Klingt alles wie eine Therapie-Gruppe, Ich verstehe deinen Einwand total, aber ... – Gut, dass du das einbringst ... Unlängst habe ich mir tatsächlich angehört, wie Jared Leto sein Obst am liebsten wäscht. Weil er die Gefühle der Papayas nicht verletzen will. Und Rihanna hat über ihr spirit animal referiert.“ – „Das da wäre?“ – „Giraffe, weil immer mit totalem Überblick.“ –„Giraffen haben übrigens beides drauf: die Nummer mit der Gruppe, kommen aber auch allein bestens klar.“ – „Der Pandemie-TÜV. Bitte sei heute Abend meine einzige Bezugsperson und lass uns nach einem Schnupfenbox-Test gemeinsam eine Giraffen-Doku ansehen!“ – „Wenn wir unseren Enkeln einmal erzählen, wie wir 2020plus unsere Abende verbrachten, werden sie sich schief lachen.“ – „Und wir werden dann den Gfrastsackeln solche Sätze sagen wie Wir waren auch mit wenig zufrieden und Uns hat trotzdem nichts gefehlt.“ – „Und uns dafür hassen. Soviel ist sicher.“