Kolumnen

Chaos de Luxe: Die Apfel, ein Traum!

Da saß sie auf der Terrasse des geliebten Schwimmbads in Vöslau im Bikini, gertenschlank, hellblau blitzende Augen, Rougekreise auf den Wangen. Den Oberkörper leicht nach hinten geneigt, das Becken einen Tick nach vorne geschoben. Eine Körperhaltung, die signalisierte: „Hey, ich habe noch Bluttemperatur.“ Tatsächlich war die Dame keine achtzig mehr, wie mir versichert wurde, sondern weit drüber. Und dennoch klammerte sie sich an ihren verblassenden Glanz wie ein „Titanic“-Überlebender an eine Holzplanke im Atlantik. Ihr Kampfgeist flößte mir Respekt ein. Dennoch wollte ich ihr flüstern: „Entspannen Sie sich doch einfach, Teuerste. Diese Schlacht ist ohnehin nicht zu gewinnen.“ Was für ein Segen, dass ich nie schön war, nicht einmal hübsch. Das erleichtert den Reifungsprozess tatsächlich ungemein. Und man konnte schon früher seine ganze Energie darauf konzentrieren, eine Type zu werden. Und beim Pointenlauf Bestzeiten trainieren. Typen haben nämlich ein viel längeres Haltbarkeitsdatum als Schönheiten. Denken wir nur an die wunderbare Iris Apfel, die schon so schwerhörig ist, dass ich über drei Zimmer brüllen musste, als ich mit ihr unlängst ein Telefoninterview führte, aber dabei mit Sicherheit hinreißend aussah. Möglicherweise saß sie in einem wild-bunten Cape mit knalligen Rasseln an den Armen in ihrer New Yorker Nippes-Hölle und wirkte dabei wie eine Chef-Stammeskriegerin aus Takatuka-Land. In jungen Jahren hatte die fabelhafte Missis Apfel tatsächlich übersehbar ausgesehen. Ich schrie in den Hörer: Wie sieht denn so ein durchschnittlicher Missis-Apfel-Tag aus?“ Allein das Wort Durchschnitt regte sie dermaßen auf, dass sie trotz Harthörigkeit über den Atlantik zurück brüllte: „ So, meine Liebe! Jetzt merken Sie sich eines: Im Leben der Iris Apfel gibt es keine durchschnittlichen Tage.“ Möge diese Macht auch mit uns sein!

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