Jenseits von Afrika steht eine Badewanne im Bergdorf-Garten
Von Anja Kröll
„Ich hatte eine Farm in Afrika.“ Nein, hatte ich natürlich nicht. Aber sollte ich je einen Roman über meine Alm schreiben, wäre die dänische Schriftstellerin Tania Blixen Inspiration. Sie wissen schon Meryl Streep, Robert Redford; große Liebe, Flugzeugabsturz, Löwen, „Jenseits von Afrika“. Meiner würde mit den Worten beginnen: „Ich hatte eine Badewanne im Garten meines Bergdorfes.“ Episch, oder?
Und absolut wahr. Wie die Badewanne in den Garten kam, lässt sich leicht erklären. Vor sieben Jahren, als ich Stück für Stück begann, mein Großeltern- und Eltern-Haus zu renovieren, wollte ich eigentlich mit dem Bad beginnen.
Da der Mensch aber dann doch mehr Zeit in der Küche und im Wohnzimmer verbringt, verschwand der 60er-Jahre-Flair zunächst aus diesen Räumen.
Sieben Jahre später müssen nun die beigen Blumen auf den braunen Badfliesen daran glauben. Und da ich der Typ „Ganz oder gar nicht“ bin, flog alles raus.
Waschbecken, Leitungen, Allibert, braune Fliesen, Boden, Dusche (mit spaciger geschlossener Duschkabine) und – die Badewanne. Die wurde von den unfassbar freundlichen Installateuren am Rasen vor dem Haus zwischengeparkt. Dort lag das Stahl-Ding nun. Zwischen den ersten zarten Gänseblümchen sah es fast ein wenig hübsch aus.
Und da so eine Badewanne im 700-Seelen-Dorf Anlass genug für Gesprächsstoff ist, führte ich im Laufe des Nachmittags folgende Unterhaltungen: „Tust schon wieder umbauen?“ – „Was machst denn?“ (Wo im Haus haben Menschen sonst Badewannen?) – „Brauchst du die noch?“
Sollten Ihnen je jemand diese Frage stellen, werden Sie hellhörig. Nach nicht einmal 5 Stunden im Garten zog meine Badewanne in einen anderen Garten um und lebt dort als Hochbeet weiter. Gäbe es noch zwei Löwen, die die Badewanne regelmäßig besuchen – wir hätten einen Bestseller.