About a girl. Oder der Tag der gelenkigen Katze, die auf die Zirbe kletterte
Von Anja Kröll
Schadenfreude kommt vor dem Fall. Oder war das Hochmut?
Lachen Sie jedenfalls nie über etwas, das anderen passiert, denn eines Tages könnte es Sie treffen. So passiert an einem herrlichen Frühlingstag vergangene Woche. Kann man sich ja gar nicht mehr vorstellen, jetzt wo der Winter zurück ist. Die Sonne strahlte jedenfalls vom Bergdorfhimmel und das Projekt „Die kleine Katze wird zur Freigängerin“ wurde fortgesetzt. Das einzige, was die Projektteilnehmer nicht bedacht hatten: Vielleicht entwickelt die Katze Frühlingsgefühle und beschließt, den Baum zu erklettern.
Vier lange Stunden
Was das volle Recht der Katze ist. Wäre sie danach nicht vier Stunden ganz oben im Zirbenbaum gesessen, hätte herzzerreißend gemaunzt und keine Anstalten gemacht, auch nur eine Pfote auf einen Ast nach unten zu setzen. Schockstarre sozusagen. Im schlechten Film ruft man in solchen Fällen die Feuerwehr. Im Bergdorf tut man das sicher nicht, außer man will bei jedem Zusammentreffen auf die Baumkletter-Katze angesprochen werden. Bei jedem Zusammentreffen in den kommenden zehn Jahren wohlgemerkt.
Dorfversammlung
Das Bergdorf löst dies anders. Es versammelt sich zunächst unter dem Baum, auf dem das Tier sitzt. Dann wird ein Plan erstellt, wie lange man der Katze Zeit gibt, doch noch den inneren Klettermax in sich zu aktivieren. Und dann wird die Leiter ausgepackt. Heldenhaft die Zirbe bestiegen, die letzten Meter zum Sitz der Katze direkt auf den Baum gewechselt und sich mit der Anmut eines Freestyle-Kletterers der Katze genähert, um diese liebevoll auf der Schulter zu parken. Ehe Baum und Leiter wieder hinabgestiegen wird, bis Nachbar und Katze in Sicherheit sind.
Die Katze hat nach der Rettung sehr viel geschlafen. Der Nachbar wurde zum Helden des Tages ernannt. Der Gemütszustand der Zirbe ist unverändert.