Viele schaffen ein Kunstwerk: Zwei Händ‘ – eine Million Cent
Von Heinz Wagner
In einer Schule saßen Kinder und Jugendliche und klebten vorsichtig eine 1-Cent-Münze nach der anderen auf Metallplatten. Bei anderen Gelegenheiten taten das Künstlerinnen und Künstler. Es geht dabei auch um die Arbeit an einem gemeinsamen Kunstwerk – vorerst getrennt in einzelnen Puzzleteilen.
Allein könnte das kaum eine/r
Am Ende sollen auf rund fünf Dutzend (genau 63) unterschiedlich geformten Metallplatten insgesamt eine Million 1-Cent-Münzen so verklebt sein, dass die Summe der Teile zwei Hände darstellen, die einander halten – zwei Menschen reichen einander die Hände. Um dieses Symbol des Miteinander geht es dem Team – aus wechselnden Mitgliedern, so Julia Bugram, eine der Initiator_innen des Projekts „Raising Hands“ zum Kinder-KURIER. „Miteinander Unmögliches erschaffen“, so das Motto der (sich) „erhebenden Hände“. „Eine oder einer allein könnte das kaum schaffen“, so die Künstlerin.
„Wir haben uns das auch ausgerechnet. Würde ein Mensch allein diese Skulptur bauen, würde sie oder er gut zwei Jahre brauchen.“ Und zwar jeden Tag und 24 Stunden am Tag – so die Berechnung, also doch noch ein paar Jährchen mehr ;) „Aber wenn viele unabhängig voneinander an Puzzle-Teilen arbeiten, wird sie in absehbarer Zeit fertig. Sie soll am Platz der Menschenrechte aufgestellt werden“, so der Plan. Natürlich hat sich die Entstehung durch die Phase des Lockdown erheblich verzögert.
Und natürlich gibt’s einen ausgeklügelten Plan – die 63 Teile ergeben die Grundstruktur der beiden Hände. Jeder Teil wird mit den Münzen erst unten voll geklebt und dann schräg versetzt kommen oben drauf mehrere Schichten – ähnlich der Höhenschichtlinien von Gebirgen im Atlas.
1 Cent?
Und warum 1-Cent-Münzen und kein anderes Material?
So eine Münze gelte als „nichts wert, wenn sie am Boden liegt, heben viele sie nicht einmal auf. Und doch – wenn du die jemanden schenken würdest, zauberst du vielleicht dem Gegenüber doch ein Lächeln ins Gesicht“, versucht die genannte Künstlerin, diese Idee hinter dem Material für die Skulptur zu vermitteln. Die noch wichtigere: Die Solidarität, das Miteinander, das dieses Kunstwerk erst entstehen lässt.
Arbeitsteilig
Mitte August (2020) trafen einander im Dachgeschoß des Co-Working-Hauses „House of Bandits“ in der Kauergasse Menschen unterschiedlichster Berufe - von Sozialarbeit bis Management, manche mit und andere ohne künstlerische Neigungen. Auch sie – meist zu zweit, manche zu dritt, setzten aus spritzenartigen Tuben jeweils einen kleinen Tropfen auf die Metallplatte und darauf eine 1-Cent-Münze. Nächster Tropfen, nächste Münze. So unterschiedlich die beruflichen Herkünfte, so verschieden die Arbeitsweisen. Die einen begannen an gegenüberliegenden Seiten zu kleben und machten beides: Klebebatzerl, Münze, Klebebatzerl, Münze… Andere gingen arbeitsteilig vor: Eine Person spritzt den Kleber, die andere setzt die Münze…