Kreativer, witziger Ausbruch aus dem Gefängnis eigener Ängste
Von Heinz Wagner
Ein paar Kisten, große und kleine sowie ein weißes Zelt – in Form eines Hauses wie es Kinder gerne zeichnen. So präsentiert sich die dunkle Bühne, wenn das Publikum den Theaterraum im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) zum Stück „K(l)eine Angst“ betritt. Wenngleich das jetzt ein bisschen Spoilern ist: Im Zelt geht bald einmal Licht an. Und wieder aus. Schattenspiele beginnen. Das Zelt fängt an zu wandern. Klar, da ist wer drinnen. Ann, erfahren wir später. Und die ist neugierig. Allerdings gleichzeitig ängstlich. Doch die Angst ist größer als die Neugier – noch? Bis dahin sperrt sich die Gute selber auf engstem Raum ein.
Nach und nach erscheint aus einem Spalt im Zelt eine Hand. Wird wieder zurückgezogen. Kommt wieder, ein Stück mehr und weiter. Aus einem anderen Spalt schaut ein gar furchterregendes Monster mit großen Augen hervor.
Ann - gssst
Natürlich siegt bei der Schauspielerin bald einmal die Neugier. Sie kommt aus dem Zelt heraus, ist aber natürlich nicht (all) ihre Ängste los. Sie spielt mit den Kisten und Schachteln. In diesen findet sie unterschiedlichste Ängste, nähert sich diesen an, schaut ihnen in die Augen. Diese Ängste sind alle sozusagen personifiziert. Dabei handelt es sich jeweils um ziemlich schräge Figuren – aus Garten- und anderen Gegenständen – vom Küberl über Gießkannen bis zum kleinen Rechen, allesamt oft in Kombinationen mit bunten Garten-Gummihandschuhen. Und natürlich Kugelaugen.
Im Umgang mit der einen oder anderen „gssssst“ - als Gegenstück zu ihrem Namen „Ann“ - findet die menschliche Hauptfigur Hilfsmittel, die sie einer großen Tasche sammelt. Als erstes fällt ihr eine tragbare per Knopfdruck einzuschaltende Lampe in die Hände, die somit zur Taschen-Lampe im wahrsten Sinn des Wortes wird.
Fraaaaagen
Ann zieht immer wieder auf Papier- oder Stoffstreifen geschriebene Fragen und Aufgaben aus einer der ganz kleinen Kisten. Die Fragen reichen von „Wie fühlt sich deine Angst an?“ über „Schau der Angst in die Augen“ oder „Sind alle Ängste schlecht?“ bis zu „Bist du ein Angst-Profi?
Rebekah Wild, die das Stück erfunden, aber auch die höchst ungewöhnlichen Figuren gebaut hat, durchlebt in dieser Stunde auch die unterschiedlichsten Ängste – vor Gewitter, Bananen und ganz viel anderem – und das recht häufig mit viel (Soiel-)Witz. Und natürlich lernt die Ann im Laufe des Stückes mit der einen und anderen Angst umzugehen, jedenfalls sich letztlich weniger zu fürchten. Je mehr ihr dies gelingt, umso bunter werden die Wände der Kisten bis zu einer Art regenbogenbunter Brücke von der kleinsten bis zur größten Kiste.
K(l)eine Angst
Figurentheaterkomödie von Wild Theatre
ab 4 Jahren, eine Stunde
Von und mit: Rebekah Wild
Figuren: Rebekah Wild
Konzept & Regie: Nora Dirisamer
Bühne & Kostüme: Anna Jaritz
Figuren Design & Beratung: Lyndie Wright
Soundtrack: Hannah Marshall
Licht Design & Technik: Bartek Kubiak
Dramaturgische Beratung: Joachim Rathke
Projektleitung: Lisa Zingerle
Wann & wo?
Bis 1. Dezember 2019
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus): 1090, Währinger Straße 59
Telefon: (01) 401 21-0
wuk.at