Kinder gestalten Lese-Schaufenster in der Zukunftshandlung
Von Heinz Wagner
Freitagvormittag treffen Kinder mit Plakaten, Tafeln, Schuhschachteln mit gebasteltem Innenleben – und einem Skelett sowie dem dazugehörigen Kopf auf der Wiedner Hauptstraße vor der „Zukunfts-Handlung“ ein. Im Laufe der nächsten Stunden gestalten die Mädchen und Buben der Schule am Wiener Max-Winter-Platz (Leopoldstadt) ein Lese-Schaufenster hier. Die „Zukunfts-Handlung wird von der lokalen Agenda Wieden (4. Bezirk) betrieben. Was früher eine Tierhandlung war, dient nun als Treffpunkt von Bürgerinnen und Bürgern, die initiativ sind oder werden wollen, um sich zu vernetzen und/oder für Veränderungen vor allem der Wohnumgebung einzusetzen.
Zukunft und Veränderung war auch das Thema, mit dem sich die Kinder der Mehrstufenklasse – 4. Volks- sowie 1. und 2. Klasse der Offenen Neue Mittelschule in den Wochen davor beschäftigten, wie vor allem Hristo dem Kinder-KURIER erzählt. „Wir haben das Buch „Wie geht's dir Welt und was ist morgen?“ (von Anne Jankéliowitch, Yann Arthus-Bertrand, Martine Laffon, Verlag Gabriel) gelesen. Da geht’s auch um Gerechtigkeit und darüber haben wir viel geredet.“ Mehrere Kopien dieses Buch-Covers werden im Schaufenster verteilt.
Dreisprachige Sätze
Er und seine Kolleg_innen Kozel, Juli, Sara Elina, Sara, Ana, Angelina, Ivo, Berkan, Vito, Džan und Lior haben dazu jeweils dreisprachige bunte Plakate geschrieben. Was Gerechtigkeit für sie selbst bedeutet haben sie auf Deutsch, in ihrer Familiensprache sowie auf Englisch aufgeschrieben. In vielen der Sätze geht’s darum, dass beispielsweise Geschwister gleich viel Belohnung, Taschengeld usw. bekommen und keine/r bevorzugt werden soll.
„Gerechtigkeit ist für uns aber auch zusammenhalten in der Klasse – wenn wer Hilfe braucht, dann hilft eben wer“, so der schon genannte Hristo. Andere ergänzen noch einzelne Schlagwörter wie Umwelt, Bäume, Bescheidenheit, Menschlichkeit und auch Regeln. Einige von letzteren kleben auch als kleine Post-its im „Klassenzimmer“-Modell in einer Schuhschachtel. Die zweite Schachtel für das Schaufenster beinhaltet den Schulhof – samt Spielgeräten. Als ein Beispiel für Zusammenhalt wird auch ein Foto von Kindern der ganzen Schule und Fußballspielern von Rapid auf die Schautafel geklebt. Beim Spiel gegen Ried sind diese Kinder an der Hand der Grün-Weißen ins Stadion eingelaufen.
Pirate of Justice
Da war doch noch was? Genau, ein Skelett – aus dem Biologie-Kammerl der Schule. Das haben sich die Kinder – samt Lehrer_innen – als Hingucker ausgedacht. Schließlich sollen die Vorbeigehenden ja einmal angelockt werden, ins Schaufenster zu gucken. Das Skelett wurde mit bunten Gewändern und Kopftuch zu einem Piraten verkleidet. „Das ist unser Pirate of Justice“ (Pirat der Gerechtigkeit) erklären die Kids dem Kinder-KURIER.
Rund 200 Auslagen
Rund 200 (geänderte, letzte Information, 23. April 2018, Anm. d. Red.) solcher Lese-Schaufenster, möglicherweise auch mehr (Einsendeschluss ist der 14. Mai 2018) gibt es schon oder werden noch gestaltet. Die 50 eindrucksvollsten erhalten vom Buchklub der Jugend, der sich diese Aktion einfallen hat lassen, Büchergutscheine im Wert von jeweils 150 €. Die drei besten Klassen/Schulen werden mit einem für sie kostenlosen Lese-Theater belohnt.
Banken, Kaffeehäuser, Buchhandlungen, leerstehende Geschäftslokale usw. beherbergen jeweils für einige Wochen solche Lese-Schaufenster. Ziel der Aktion ist es, dass Kinder den Inhalt und die Qualität eines Buches erfassen, wiedergeben und dann kreativ dazu eben ein Schaufenster gestalten. Die Aufgabe heißt, zuerst einmal über das Gelesene zu sprechen, den Inhalt in Form von Zeichnungen oder Bastelstücken usw. noch einmal auf den Punkt zu bringen – und dann zu überlegen, wie kann der Inhalt optisch nur für Vorbeigehende dargestellt werden – noch dazu so knapp, dass keine langen Erklär-Texte notwendig sind.
Lesemonat
Die Aktion läuft vor allem in diesem Lesemonat April, das sich von Hans Christian Andersens Geburtstag (2. April) bis zum Welttag des Buches (23. April – Kultur- und Volksfest mit Blumen und Büchern in Katalonien, außerdem Todestag der Schriftsteller Miguel de Cervantes Saavedra und William Shakespeare) erstreckt.