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Fabel-haftes Bilderbuch: Die Wahrheit braucht Überblick

„Eigentlich ist es ganz einfach“ – so das Happy End des Bilderbuchs „Der Berg“. Trotz dieses „Verrats“ hat der Schreiber hier kein schlechtes Gewissen. Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger erzählen und zeichnen eine Fabel, die in unterschiedlichen Variationen schon oft verbreitet worden ist. Der Kern ist immer derselbe: Jede und jeder sieht nur ihr/sein eigenes Umfeld – und hält es für die ganze Welt. Neu und spannend - in Wort und vor allem den Bildern - erzählt, erscheint dieses Buch Ende dieser Woche (19. Februar).

Hier behauptet der Bär, der Berg bestehe nur aus Wald. „Aber nein doch. Wo denkst du hin! Der Berg ist eine Wiese. Blumig, würzig, frisch und summend“, meint das Schaf.

Und schon ist ziemlich klar, worauf’s hinausläuft: Auf je zwei Doppelseiten hintereinander kommt eine andere Tierart zu Wort. So wie das Schaf im Zitat oben den Bären für blöd hält und seine Sicht der Dinge schildert, so meint später die Ameise, alle anderen wären Banausen… „Der Berg wurde von uns gebaut! Er ist dunkel, erdig und ein Labyrinth aus Gängen“. Um auf der folgenden Doppelseite in eben diese Welt der Ameisen einzutauchen. So wie zuvor in jene des Bären, des Schafes und so weiter.

Und weil wir ja selbst alle wissen, dass ein Berg nicht nur aus Wald, Wiese oder Ameisenbauten besteht, hat’s für das oben vorweggenommene Happy End gar keines Spoiler-Alarms bedurft. Die guten, oft auch schon uralten Weisheiten sind ja bekannt. Genauso aber das Pochen auf die eigene Sicht der Dinge als einzig mögliche Wahrheit. Eine leider derzeit praktisch weltweit aktuelle Parabel!

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Was dieses Buch so wunderbar macht ist, dass dieses Schweizer Duo zunächst in so knappen Worten und großartigen, feinst gearbeiteten Bildern praktisch bei jedem der Tiere zunächst doch sagen oder wenigstens denken lässt: Ja aus seiner/ihrer Sicht stimmt das ja. Und doch zu wissen, der Berg ist ja mehr.

Da kommt ein Vogel geflogen – genau: Überblick. Aber wie die Tiere, die übrigens nicht realistisch aus der Natur abgemalt, sondern genauso wie die jeweiligen Landschaft künstlerisch verfremdet dargestellt sind, selbst auf den Weg der Erkenntnis kommen, das sei nun wirklich nicht vorweggenommen.

Übrigens bieten die Illustration der beiden, die das genau Gegenteil des punktgenauen kurzen Textes sind so viel zum Schauen, dass es sich jedenfalls lohnt „Der Berg“ (Nord-Süd-Verlag) immer und immer wieder anzuschauen.

Der Verlag bietet übrigens zu seinen Büchern eine ziemlich üppige Lese- und Schauprobe etlicher de Doppelseiten.

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Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger
Der Berg
48 Seiten
ab 4 Jahren
Nord-Süd-Verlag
15,50 €

Zu einer Leseprobe geht es hier

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