Wie Tattoos dem Körper schaden können
Neun von zehn Menschen halten Tattoos für gesundheitlich unbedenklich – das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Etwa jeder Achte hat bereits eine Tätowierung. Die wenigsten wissen, dass die Mittel, die von Tätowierern verwendet werden, unerforscht sind. "Es gibt aber wissenschaftliche Belege dafür, dass Farbpigmente aus den Tattoos in das Lymphsystem wandern können", sagt BfR-Präsident Andreas Hensel.
Tätowiermittel bestehen vor allem aus Farbmitteln (Pigmenten) und Suspensionsmitteln als Trägerflüssigkeit. Die Trägerflüssigkeit kann Verdicker, Konservierungsstoffe und andere Stoffe enthalten. Es wird eine Vielzahl an Einzelsubstanzen benutzt. Eine Liste, welche Substanzen derzeit verwendet werden, gibt es nicht.
Keine Farbe sicher
Laut BfR ist über die Wirkung von Farbpigmenten im Körper derzeit wenig bekannt. Keine Farbe kann als sicher bezeichnet werden. Sie können Schwermetalle und allergieauslösende Substanzen enthalten. Es erfolgt derzeit keine systematische Prüfung, ob die Inhaltsstoffe von Tätowiermitteln krebserzeugende Stoffe bilden, die im Körper durch den Stoffwechselprozess oder durch Sonneneinstrahlung entstehen können. Es fehlen auch toxikologische Daten dazu, ob Farbmittel erbgutverändernde, krebserzeugende oder fruchtbarkeitsschädigende Wirkungen haben.
Vielen ist zwar bewusst, dass es durch Tattoos zu Infektionen und Allergien kommen kann, vor allem in der Schwangerschaft. Knapp die Hälfte der insgesamt 1000 Befragten schätzt das gesundheitliche Risiko durch Tattoos aber als niedrig ein. Unter den tätowierten Personen sind es sogar 87 Prozent.
Farbpigmente wandern
Etwa ein Drittel aller Befragten glaubt, dass die Inhaltsstoffe von Tätowierfarben vollständig an der tätowierten Stelle bleiben. In einem internationalen Forschungsprojekt hat das BfR untersucht, wie sich Stoffe und Pigmente, die in Tätowiermitteln enthalten sind, im Körper verteilen. Danach können sich Farbpigmente aus Tattoos als Nanopartikel dauerhaft in Lymphknoten ablagern. Die Pigmente können je nach chemischer Struktur und durch Verunreinigungen – etwa mit Metallen – gesundheitsgefährdend sein.
Wenn diese Pigmente durch das Lymphsystem zu anderen Organen transportiert werden, können Stoffwechselprodukte entstehen, die möglicherweise wiederum eigene gesundheitsgefährdende Eigenschaften haben.
Tätowiermittel müssen nicht zugelassen werden. Der Hersteller ist für die Sicherheit der Mittel verantwortlich. Für eine umfassende Risikobewertung reichen die Daten noch nicht aus. Die Verwendung bekannter gesundheitsbedenklicher Stoffe ist jedoch verboten.
Laser-Entfernung birgt Risiko
Der Beliebtheit von Tattoos tut dies keinen Abbruch. Etwa 12 Prozent der Befragten hat oder hatte bereits eine Tätowierung. Frauen sind deutlich häufiger tätowiert als Männer. Wer schon ein Tattoo hat, scheut sich kaum vor weiteren: 54 Prozent der tätowierten Personen würden sich wieder unter die Nadel begeben. Von den Nicht-Tätowierten beabsichtigen lediglich 7 Prozent, sich in Zukunft tätowieren zu lassen.
Durch die Möglichkeit der Laser-Entfernung müssen Tätowierungen nicht mehr ein Leben lang behalten werden. Ein Drittel aller Befragten hat kaum gesundheitliche Bedenken im Hinblick auf Laser-Entfernungen. Tätowierte Personen sind skeptischer. Unter ihnen halten 47 Prozent das Lasern für unsicher. Tatsächlich kann die Entfernung mittels Lasertechnik Risiken bergen, da dadurch gesundheitlich bedenkliche Substanzen freigesetzt werden können.