Wissen/Gesundheit

In Großbritannien können Frauen die Periode jetzt rezeptfrei verschieben

Der Flug ist gebucht, die Koffer gepackt, der Reisepass liegt bereit – und dann das: kurz vor Reiseantritt setzt die Regelblutung ein. Damit die Periode nicht ungünstig mit der Urlaubswoche zusammenfällt, versuchen manche Frauen ihre Monatsblutung gezielt zu verschieben.

Antibabypille durchnehmen

Für Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, ist das nicht weiter kompliziert. Anstatt die Tablette zur Empfängnisverhütung wie üblicherweise 21 Tage lang einzunehmen (danach folgt eine siebentägige Pillenpause), schluckt man diese einfach durchgehend. Bei manchen Präparaten enthält die Packung 28 statt 21 Pillen. Die letzten sieben Pillen sind wirkstofffrei und lediglich dazu da, die Einnahmeroutine aufrechtzuerhalten.

In beiden Fällen setzt im hormonfreien siebentägigen Zeitraum eine sogenannte Abbruch- oder Entzugsblutung ein. Sie ist nicht mit der natürlichen Menstruationsblutung zu vergleichen, sondern entsteht durch den Abfall des Hormonspiegels im Körper. Sie zeigt auch nicht an, ob man schwanger ist oder nicht. Medizinisch notwendig ist sie außerdem nicht.

"Period Delay Pill"

Eine andere Möglichkeit, die Blutung zu hinauszuzögern, bietet der Wirkstoff Norethisteron. Der unter verschiedenen Markennamen vertriebene Arzneistoff gehört zu den synthetisch hergestellten Gelbkörperhormonen (auch Gestagene genannt) und wird vorwiegend bei Hormonstörungen, Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt. Gestagene sind in Kombination mit Östrogen auch in der Antibabypille enthalten.

In Großbritannien können Frauen das Medikament nun niederschwellig bei Superdrug kaufen. Das berichten unter anderem der Independent und die Huffington Post. Die "Period Delay Pill" kann demnach in Superdrug-Filialen mit angeschlossenen Apotheken erworben werden. Voraussetzung ist ein kurzes Beratungsgespräch mit einem Apotheker vor Ort. Auch ein Fragebogen muss den Berichten zufolge von den Kundinnen ausgefüllt werden.

In Österreich nicht gängig

In Österreich ist der Wirkstoff Norethisteron rezeptpflichtig, als Präparat wird es unter einem Markennamen nicht mehr vertrieben, erklärt Johannes Seidel, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe bei Woman & Health. An sich sei Norethisteron aber harmlos, bestätigt der Experte. In seltenen Fällen werde die Substanz in bestimmter Menge von Ärzten verschrieben und in der Apotheke nach Vorlage des Rezepts angefertigt.

"Es gibt einfach wesentlich bessere Methoden, um die Periode gezielt zu verschieben", sagt Seidel. So können bei der Einnahme von Norethisteron etwa Zwischen-und Schmierblutungen auftreten. Effektiver sei es, Patientinnen (die etwa nicht-hormonell mit der Kupferspirale verhüten) – nach medizinischer Abklärung – eine Packung einer Antibabypille zu verschreiben. Wird diese zeitgerecht eingenommen, verschiebt sich die Blutung.

Patientinnen, die ohnehin mit dieser verhüten, empfiehlt Seidel die eingangs erwähnte Methode. Wer mittels Vaginalring hormonell verhütet, kann diesen ebenfalls dauerhaft tragen und so die Blutung verschieben.

"Kein Verhütungsmittel"

Damit die "Period Delay Pill" wirkt, muss die erste Tablette drei bis vier Tage vor dem erwarteten Beginn der Regel eingenommen werden. Nach Einnahme der letzten Tablette verzögert das Medikament das Abbluten der Gebärmutterschleimhaut und damit die Periode um etwa drei Tage. Laut Huffington Post werden bei Superdrug Packungen mit 30, 60 oder 90 Tabletten angeboten.

Die britische Allgemeinmedizinerin Pixie McKenna bewertet die Neuerung in Großbritannien gegenüber dem Independent positiv: "Die Period Delay Pill bietet Frauen mehr Spielraum, wenn es um ihre Periode geht. Vor der Einnahme von Medikamenten sollte eine Patientin die Packungsbeilage lesen und ich empfehle immer, alle Bedenken oder Fragen mit einem Arzt zu besprechen."

Wichtig zu wissen sei auch, dass die Tablette "kein Verhütungsmittel ist": "Wenn man also Sex haben will, sollte man immer ein Kondom benutzen."

Ganz günstig ist der selbstbestimmte Umgang mit der Periode außerdem nicht: 30 Tabletten kosten bei Superdrug umgerechnet etwa 30 Euro, 60 sind um 49 Euro zu haben, 90 um etwa 63 Euro.