Leben/Essen & Trinken

Zitronen für Kurzentschlossene

Viel Zeit zum Kochen ist oft nicht - bei mir scheitert das Experiment Küche-für-ihren-Ursprungszweck-verwenden auch meistens daran, dass ich einfach keine Lust dazu habe. Nach stundenlangem Kochen ist auch mein Hunger weg, durch Zwischendurch-Naschereien beseitigt oder aufgrund eines Müdigkeitsanfalls von dem dringenderen Bedürfnis zu schlafen überrumpelt.

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Der logische Schluss war die Anschaffung eines Kochbuchs, das einfache Zubereitung versprach – im konkreten Fall mit Zitronen. Meine Wahl fiel auf ein Hendl aus dem Rohr und kleine Tartletts als Dessert.

Zitronenhuhn vom Blech

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Gelesen, eingekauft, getan. Das Schwierigste ist immer der Fleischkauf - finde ich halt. Drei Hendln für drei Euro – ok, auch schon vor demÖko-Blog meines Kollegen Stefan Hoferwar mir ein derartiges Preis-Leistungsverhältnis suspekt. Also beim Fleisch eher ins teure Bio-Fach greifen und hoffen, dass das mit dem Etikett kein Schwindel ist. Gemüse zerkleinern – sich dabei von der Lieblingssitcom am Laptop zum gefühlten 50. Mal berieseln lassen – dann geht das alles auch ganz schnell. Fleischstücke marinieren – eine Tätigkeit, der ich sehr viel abgewinnen kann – nein, zum Vegetariertum werde ich wohl nie konvertieren.
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Mein Blechhuhn war definitiv weniger ansehnlich als auf der Abbildung im Buch (Foto oben!), dafür schmeckte es. Es wäre wahrscheinlich etwas saftiger ausgefallen, wenn ich die grundlegendsten Kochregeln befolgt hätte und die Tierteile mit ein wenig Wasser zwischendurch versorgt hätte. Aber wenn man sich grad die Haare gewaschen hat, dann mag man den Kopf auch nicht mehr in den Backofen stecken, um Wasser drüber zu gießen. Am Ende riecht man noch wie das Tier, das verspeist werden soll. Wahrscheinlich scheitern meine Kochexperimente öfters aus eben diesen Gründen: Unkenntnis der Grundregeln und banale Eitelkeit, aber ein Verbesserungspotential für den nächsten Kochabend ist ja auch nix Schlechtes.

Rezept für 4

3 Thymianzweige, 1 Bund Basilikum, 500g kleine Zwiebel, 1kg mehlig kochende, möglichst gleich große Kartoffeln mittlerer Größe, 250ml Olivenöl (plus Olivenöl zum Bestreichen), 250 ml Zitronensaft, geriebene Schale von einer Zitrone, 3 Knoblauchzehen, 4 Hühnerschenkel, gewaschen, trocken getupft und am Brustbein geteilt, Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

1. Die Thymianzweige waschen und trocken schütteln. Die Blättchen von den Zweigen zupfen. Das Basilikum waschen und trocken schütteln. Die Blätter von den Stängeln zupfen und grob hacken. Die Zwiebeln und die Kartoffeln schälen.
2. Den Zitronensaft und -abrieb mit Olivenöl, den durch die Presse gedrückten Knoblauchzehen und Salz und Pfeffer verrühren.
3. Die Kartoffeln mit der Marinade vermengen und etwa eine Stunde ziehen lassen.
4. Die Hühnerteile abspülen und mit Küchenpapier sorgfältig trocken tupfen. Mit Salz und Pfeffer einreiben. Die Fettpfanne des Backofens dünn mit Olivenöl einstreichen und die Hühnerteile darauf verteilen
5. Die Zwiebeln zusammen mit den Kartoffeln zwischen den Geflügelstücken verteilen. Die Zitronen-Öl-Marinade darübergießen und mit dem Thymian bestreuen.
6. Das Blech auf der mittleren Schiene in den kalten Backofen geben. Anschließend die Temperatur auf 200 Grad einstellen und das Gericht ca. 1 1/2 Stunden garen.
7. Aus dem Ofen nehmen, mit dem Basilikum großzügig bestreuen und auf dem heißen Blech servieren.

Spätestens beim Süßkram musste professionelle Unterstützung her. Anna, schon mehrfach bewiesenes Back-Wunderkind, kam zu Hilfe. Ich bin eine absolute Naschkatze, nur eher die Käuferin als Macherin – oder haben Sie schon mal probiert ein Ferrero Roche zuzubereiten? Eben, gekauft ist manchmal besser. Aber in diesem Fall natürlich nicht!

Zitronentartletts mit Beerenragout

Ok, Backen hat immer das Potential ein absolutes Chaos zu werden. So auch hier – Abwiegen, Zusammenführen, Mixen – dabei landet natürlich die gefühlte Hälfte der Ingredienzien am Boden, in der Abwasch, auf der Herdplatte, festklebend im Ofen… Großes Sauerei-Potenzial hatte das Ragout mit Ahornsirup - natürlich haben wir doppelt soviel verwendet wie in der Anleitung steht. Das Vorbacken mit Hülsenfrüchten (Punkt 4 in der Anleitung) war dann schon etwas speziell – ich hatte Linsen gewählt – die jetzt die kommenden Jahrzehnte in meinem Schrank verharren werden.

Das Ergebnis suboptimal im Auftreten, durchaus gut im Geschmack – also Augen zu und durch.

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Alles in allem: Es sind leckere Gerichte, einfach zum Nachkochen und vielleicht wird das doch nochwas mit der artgerechten Verwendung meiner Küche.

Rezept für 4

50g Butter, 100g Mehl, 2 Esslöffel Zucker, Salz, 2 Esslöffel Zitronensaft, 2 Eier, 150g Sauerrahm, 2 Esslöffel Puderzucker, abgeriebene Schale von einer Bio-Zitrone, 400g Beeren nach Saison, möglichst gemischt (Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren etc.), 1 Teelöffel Zitronensaft, abgeriebene Schale von einer Bio-Zitrone, 1 Esslöffel Ahornsirup

1. Die Butter in Stücke schneiden und mit Mehl, Zucker, einer Prise Salz und einem Esslöffel Zitronensaft zu einem glatten Teig kneten.
2. Vier Tartlettförmchen (10-12cm Durchmesser) damit auskleiden und 60 Minuten (nicht im Kühlschrank) kühl stellen.
3. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
4. Den Teig in den Förmchen einige Male mit der Gabel durchstechen, mit zurechtgeschnittenem Backpapier belegen und die Hülsenfrüchte darüberstreuen. Auf der mittleren Schiene des heißen Ofens 15 Minuten vorbacken.
5. In der Zwischenzeit die Eier trennen. Die Eigelbe mit Sauerrahm, Puderzucker, dem restlichen Zitronensaft und dem Zitronenabrieb verrühren. Das Eiweiß zu Schnee und die Sahne steif schlagen. Beide vorsichtig unterheben.
6. Die Förmchen aus dem Rohr nehmen, etwas abkühlen lassen, Papier und Hülsenfrüchte entfernen und die Zitronenmasse auf den vorgebackenen Teig verteilen.
7. Die Backofentemperatur auf 160 Grad reduzieren und die Tartletts auf der mittleren Schiene weitere 25 Minuten backen. Der Belag sollte vor dem Herausnehmen fest sein.
8. Für das Beerenragout die Früchte verlesen, waschen und trovken tupfen. In eine Schüssel geben. Zitronensaft, Zitronenabrieb und Ahornsirup darüberträufeln, vorsichtig vermengen und nach Belieben mit Puderzucker nachsüßen.
9. Die warmen Tartletts aus den Förmchen lösen, mit Puderzucker leicht bestäuben und mit dem Beerenragout anrichten.
10. Mit Minzeblättern dekorieren und lauwarm servieren.