Schöne Lichtblicke: Die optimale Beleuchtung für daheim
Von Angelika Groß
Der menschliche Körper richtet seinen Rhythmus schon seit Millionen von Jahren nach dem Tageslicht aus. In der Früh wird es hell und am Abend wieder dunkel. Ein lang erprobtes, gut funktionierendes System. Eigentlich. Doch spätestens mit dem Ende der Sommerzeit gerät unsere innere Uhr aus dem Gleichgewicht. Der Wecker läutet und es ist noch finster. Das Wohnzimmerlicht ist schon eingeschaltet und trotzdem kommen wir nicht in die Gänge.
Professor Siegfried Kasper von der Medizinischen Universität Wien am Zentrum für Hirnforschung hat dafür eine Erklärung: „Der menschliche Körper merkt den Unterschied zwischen natürlichem Tageslicht und Kunstlicht. Unser Körper benötigt am Tag ungefähr zwei Stunden helles, weißes Licht. Und zwar sehr intensiv. Wir sprechen hier von mindestens 3000 bis 5000 Lux. Das Licht, das wir Zuhause haben, kommt aber nur auf 200 bis 300 Lux.“
Gegen depressive Verstimmungen
Optimal sei es, wenn wir jeden Tag ein bis zwei Stunden an der frischen Luft verbringen würden, erklärt Kasper. Da das aber gerade unter der Woche zeitlich oft schwierig ist, und auch das Wetter im November nicht immer mitspielt, setzt der Mediziner auf eine alternative Methode: „Es gibt sogenannte Tageslichtlampen, die geben bis zu 10.000 Lux ab. So eine Lampe könnte man in der Nähe seines Arbeitsplatzes stehen haben und dann für ein bis zwei Stunden am Tag aufdrehen. “
Diese Art von Therapielampen sollen auch bei saisonal bedingten depressiven Verstimmungen und genereller Abgeschlagenheit helfen. Licht an die Natur anpassen So wichtig es auch ist, während der dunklen Jahreszeit tagsüber möglichst viel helles, weißes Licht aufzuschnappen, so wesentlich ist es wiederum am Abend, mit der richtigen Beleuchtung zur Ruhe zu kommen. Gudrun Schach ist Lichtplanerin, Architektin und Dozentin an der TU Wien für Raumgestaltung.
Inspiriert von der Natur
Sie empfiehlt daher:„ Es ist wichtig, dass man seinen biologischen Rhythmus mit dem künstlichen Licht unterstützt.“ Und dabei spiele vor allem eben auch die Farbe des Lichts eine große Rolle. „Gerade am Abend sollte man den Blauanteil im Licht reduzieren und eher zu einer warmen, gedimmten Beleuchtung wechseln“, so Gudrun Schach. Farb- und Lichtgestaltung hänge aber auch immer mit den Materialien in einem Raum zusammen. Denn das Licht, das wir wahrnehmen, werde von den Materialien reflektiert. Auch hier kann man sich Inspiration aus der Natur holen. „Holz ist ein geniales Naturmaterial, das mit unterschiedlicher Lichtfarbe ganz unterschiedlich auf uns wirkt. Genauso wie Großraumbüros schon lange mit grünen, frischen Wandfarben oder Trennwänden arbeiten“, erklärt Schach.
Letztendlich sei Lichtgestaltung aber auch immer etwas Subjektives. „Wir alle tragen eine eigene Lichtgeschichte mit uns mit“, sagt Lichtplanerin Gudrun Schach. Um also gesund und frisch durch den Winter zu kommen, sollte man nicht nur darauf achten, dass das Licht die Sehaufgabe optimal unterstützt, sondern auch auf das eigene Empfinden und Wohlfühlen, rät sie.
Wie wirken Tageslichtlampen ?
Lichtmangel im Winter bringt den körpereigenen Rhythmus durcheinander und kann von Müdigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen führen. Tageslichtlampen sollen hier helfen. Mit bis zu 10.000 Lux spenden diese Lichtquellen. Die Beleuchtungsstärke des Lichts wird in der Einheit Lux gemessen. Zum Vergleich: Tageslicht erreicht an einem bewölkten Herbsttag bis zu 20.000 Lux. Tageslichtlampen kommen ohne schädliches UV-Licht aus. Ein bis zwei Stunden vor diesen Lampen, mit einem Abstand von mindestens zwanzig Zentimeter, sollen demnach ausreichen, um die Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin im Körper zu begünstigen. Serotonin ist ein Neurotransmitter und ist für zahlreiche Vorgänge in unserem Gehirn zuständig. Unter anderem reguliert er unsere Stimmung und sorgt für einen angemessenen Appetit. Wichtig ist, dass man eine Tageslichtlampe von guter Qualität vom Fachhandel bezieht.
Tipps für eine schöne Beleuchtung
– Die Lichtverhältnisse in der Wohnung sollten an die natürlichen Gegebenheiten angepasst werden: Tagsüber möglichst viel helles, weißes Licht mit Blautönen benutzen. Abends sollte eher ein warmes, gedimmtes Licht verwendet werden, um den Ruhemodus des Körpers zu aktivieren.
– Frische und natürliche Wandfarben wirken sich positiv auf die Produktivität und das Arbeitsverhalten aus. Sie „leuchten“ quasi mit dem Licht mit.
– Bei der Auswahl des Lichts auch immer an die Materialien im Raum denken. Dunkle Wände sowie Teppiche „schlucken“ vorhandene Lichtquellen eher, helle Materialien hingegen reflektieren das sichtbare Licht optimal.
– Am Abend – vor dem Schlafen gehen – wenn es bereits stockdunkel ist und kein Licht mehr brennt, sollte auf die direkte Beleuchtung durch das Smartphone oder den Fernseher verzichtet werden.