Leben

Von Ehen und Käsekrainern

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin eher ein Einzelgänger. Ich bin gerne alleine, Menschenmassen stressen mich, wobei „Massen“ in meiner Wahrnehmung bedeuten: Größergleich zwei. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich in den Klosterkindergarten kam: Da waren zwei Nonnen mit bösartigen Augen und gelblicher Haut, die wollten mich zwingen, in der Gruppe zu spielen, und als ich mich weigerte, nannten sie mich „verhaltensgestört“. Ich nahm’s als Kompliment.

(Das erinnert mich an eine Geschichte, die mir eine Leserin einmal erzählte: Sie musste als Kind in ein Ordensspital und bekam von einer Klosterschwester die Leibschüssel gereicht. Sie fragte sie: „Müssen Nonnen eigentlich nie aufs Klo?“ – Die Schwester antwortete mit verkniffenem Blick: „Doch, aber nur selten, und wenn, dann ganz wenig.“)

Regelmäßigen Kontakt habe ich heute nur mit meinen Kindern, meiner Freundin und meiner Exfrau. Manchmal sind Menschen verblüfft über die gute Freundschaft und die mit Ironie durchsetzte Vertrautheit, die mich mit meiner Exfrau verbindet. Für mich ist das aber logisch: Wir kennen einander einfach sehr, sehr gut. Und wir haben uns rechtzeitig getrennt, um nicht zu vergessen, was wir aneinander schätzen.

„Woran ist eure Ehe gescheitert?“, werde ich manchmal gefragt. Wer sagt, dass sie gescheitert ist, antworte ich. Sie war zu Ende. Aber auch ein Urlaub, ein Tag, ein Film, ein Song, eine Käsekrainer haben ein Ende (die Käsekrainer sogar zwei) – und niemand käme deshalb auf die Idee, zu sagen, Urlaub, Tag, Film, Song oder Wurst wären „gescheitert“. Niemand verlangt von einem Urlaub, einem Tag, einem Film, einem Song und einer Käsekrainer, sie müssten ewig andauern. Warum verlangen wir es von Liebesbeziehungen?