Leben

"Kurt-Achilles, vergiss nicht auf Runterlassen!"

Unlängst saß ich mit der Dogge auf der Wiese, als auf dem angrenzenden Spielplatz eine Frau mit der Stimme einer rostigen Kreissäge nach ihren Kindern brüllte: „Eubia! Oktano! Herkommen Naseputzen!“

Wer der Versuchung nachgeben will, seinen Kindern ungewöhnliche Namen zu geben, möge vorher den Test machen, den Namen zu brüllen und in Verbindung mit eher banalen Tätigkeiten zu setzen. Man kennt diesen Effekt aus dem Theaterstück „Die tote Tante“/„Das Haus in Montevideo“, wo der Satz „Papa, Euterpe popelt!“ immer ein sicherer Lacher ist. Ein Name wie Kurt-Achilles mag auf der Geburtsurkunde hübsch aussehen, „Kurt-Achilles, vergiss nicht auf Runterlassen!“ klingt dann weniger gut.

Eubia liegt im Trend, im Internet finden sich viele Namen mit Eu, auch Eula, Euple (klingen beide ein wenig ornithologisch), Eunomia (klingt nach einer Lungenkrankheit) und Eudora (klingt nach einer Waschmaschine). Eurosport oder Europäischer Gerichtshof hat noch niemand sein Kind genannt, aber das kann nicht mehr lange dauern. Oktano steht in keinen offiziellen Namenslisten, aber der Klang ist schön, und es bieten sich doppelnamenmäßige Erweiterungen in Richtung Bleifrei oder Dankwart an.

Ich kenne jemanden, der nannte seinen Sohn Helmgurd (Name von der Red. geändert, aber nur ein bisschen) und äußerte die Hoffnung, das Kind möge in der Schule viel gehänselt (bzw. gehelmgurdet) werden – denn nur so entwickle man Persönlichkeit. Wir waren damals ja zu arm, um uns exotische Namen leisten zu können – wir hießen Peter, Martin oder Susi. Und wenn du Guido geheißen hast, hast du ein paar Watschen gekriegt, und sie haben Susi zu dir gesagt. Aber das hat deinen Charakter geformt. Findet jedenfalls Helmgurds Vater. (Am Dienstag hab ich Namenstag, übrigens ...)