Leben

Mit Billy Würstel auf Gamsleiten II.

Als ich Skifahren lernte, gab es noch Skischuhe mit Schuhbändern und sogenannte Fangriemen, die dafür sorgten, dass man sich bei einem Sturz so richtig wehtat. Zu Berge fuhr man mit „Schleifern“, die furchteinflößende Namen wie „Gamsleiten II“ trugen (wichtig war der römische Zweier, er verhieß höchste Gefahr). Man trug Jethosen und Pullover, wie sie heute nur noch in polarkreisnahen Regionen Norwegens und auf Robert Seeger gesichtet werden, Helme waren für Anfänger und Deutsche.

Interessant waren auch die Fahrstilmoden, die man einzuhalten hatte, sonst wurde man schief angesehen. Ich verbrachte Jahre damit, die „Blockbildung“ zu erlernen – die Ski werden so eng geführt, dass man zwischen ihnen keinen Schnee sieht – und als ich sie endlich beherrschte, galt sie als unsagbar peinlich. An den Liften konnte man noch Einzelfahrten abrechnen, in Form sogenannter Punktekarten. Und liebe Kinder – merkt auf, wenn der Opa vom Krieg erzählt! – wir haben ja nichts gehabt, aber man konnte sich Liftkarten leisten, ohne eine Hypothek auf seine Wohnung aufnehmen zu müssen. Damals war überhaupt alles anders, der Frankenkurs war noch nicht erfunden, auf den Hütten hatte man nur die Wahl zwischen Germknödel (mit Vanillesoße), Germknödel (ohne Vanillesoße) und Suppe (ohne Vanillesoße). Und der Schnee kam vom Himmel, nicht aus der Schneekanone oder vom Dealer.

Sogar die Skirennen waren damals noch interessant, immerhin hatten die Fahrer lustige Namen wie Heini Hemmi oder Fausto Radici. Ein Skispringer hieß tatsächlich Willi Pürstel und wurde von uns Kindern „Billi Würstel“ genannt.

40 Jahre später stehe ich mit Freundin und Tochter auf der Piste, die betrunkenen Irren kugeln rund um uns im Schnee, und ich versuche zu erklären, warum Skiurlaub schön ist.