Leben

Der deutsche Butterkeks in Not

Unlängst musste ich in der Zeitung Die Welt etwas Erschütterndes lesen: „Der deutsche Butterkeks ist vom Aussterben bedroht.“

Das ist natürlich grundsätzlich die Schuld des deutschen Butterkekses selbst – hätte er halt rechtzeitig gelernt, sich geschlechtlich zu vermehren, zumal er von Fressfeinden umgeben ist. Bei der Spezies der Kekse funktioniert es jedoch anders herum: In freier Wildbahn ist der Keks umso mehr bedroht, je weniger er gefressen wird – man nennt das auch das Butterkeks-Paradoxon. Derzeit wird, berichtete Die Welt, der deutsche Butterkeks durch die Zuwanderung von Fremdkeksen verdrängt. Denn – auch das klingt paradox in unserer kalorienreduzierten, laktosefreien Welt – dem deutschen Butterkeks wird sein zu geringer Fettgehalt zum Verhängnis: Die Deutschen essen inzwischen lieber fette amerikanische Oreos. Der Oreo – schwarzer Panzer, weiße Fülle – ist ein Kuriosum für sich in der Kekswelt. Denn er eroberte die USA, obwohl schwarze Kekse dort als unverkäuflich galten, weil sie wie verbrannt aussehen (für harte Keks-Rassisten gibt es in den USA inzwischen auch weiße Oreos). Gegen den Hedonismus signalisierenden Oreo hat der deutsche Butterkeks mit seinem trockenen und biederen 52-zähnigen Äußeren keine Chance – obwohl Techniker stets daran arbeiten, das beliebte Knackgeräusch zu optimieren. Die Herstellerfirma erwägt angeblich ernsthaft, den deutschen Butterkeks schwarz einzufärben.

Vielleicht würde ja ein eigener „Tag des deutschen Butterkeks“ helfen – einen Tag des deutschen Butterbrotes gibt es ja auch, heuer ist er am 25. September. (Expertentipp: Am besten schmeckt der deutsche Butterkeks, wenn man ihn für exakt zweieinhalb Sekunden in ein Häferl deutschen oder undeutschen Kakaos taucht.)