O'zapft is
Dirndl gegen Dirndl – zwischen Bierzelten und Riesenrädern werden oft wahre Geschmacks-Duelle ausgetragen. Hier die Traditionsbewussten in echter Tracht – kleingemustert, hochwertig, gern auch in moderner Interpretation. Dort die schrillen Fantasydirndln in knallbunter Flitzerglitzerfunkenmarie-Folklore, die eher an Zirkuskostüme und Rotlicht erinnern. Ich mag’s klassisch – knielang, einfach gemustert, aus Baumwolle und niemals schulterfrei. Denn Fasching ist erst im Februar ...
♦ Material: Beim klassischen Dirndl ist das Oberteil aus Leinen mit Ziernähten und der Rock aus Baumwolle. Bei „Waschdirndln“ ist auch der Leib aus Baumwolle.
♦ Knopfleisten & Borten: Ein Dirndl wird mit Häkchen, Knöpfen oder Miederbändern geschlossen. Der Ausschnitt wird traditionell mit Borten, die an Froschgoscherln oder Herzerln erinnern, verziert. Heuer auch ganz stark: glatter Abschluss ohne Rüscherln.
♦ Länge: Variiert je nach Anlass. Die 70-cm-knieumspielende Länge gilt als ideal für alle Gelegenheiten. Bodenlang nur bei Bällen und Hochzeiten.
♦ Bluse: Die klassische Dirndlbluse ist aus weißer Baumwolle. Unvorteilhaft: zu voluminöse Puffärmel. Dirndlbluse immer eine Größe kleiner wählen, macht „zarter“ und schummelt Dekolleté.
♦ Schürze: Generell 2 cm kürzer als das Kleid, aus Baumwolle oder teurer Seide. Bitte ja nicht aus billigen Schillerstoffen oder Tüllfirlefanz. Flirttipp Schleife: Links gebunden bedeutet die Schleife „noch zu haben“, rechts gebunden signalisiert sie „vergeben“.
♦ Schuhe: Mittlerweile ist fast alles erlaubt, ich mag die „Dirndl-Pumps“ am liebsten.
♦ Accessoires: Schmuck und Tasche können, müssen aber nicht traditionell sein. Kopfschmuck ist Trend.
♦ Haare: Coole Flechtfrisuren (keine Zöpfchen!). Alternative: Knödel oder „Normalo-Hair“.
♦ Darüber: Trachtenjackerl – entweder geerbtes, selbstgestricktes von Oma oder Luxus aus Kaschmir.
Schmuckes für den Kopf, handgefertigt aus edlen Vintagematerialien. Auch Popstar Lana Del Rey hatte schon mal ein Blumenkränzchen von „Miss Lillys Hats“ im Haar. Jedes Stück ein Unikat (ab 220 €) www.misslillyshats.com
A zünftige Weißwurst schmeckt noch besser vom richtigen Geschirr. Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg bringt zum Jausnen weißblaue Teller und Maßkrüge aus feinem Biskuitporzellan auf den Tisch. Obacht, dass nichts kaputt geht! www.nymphenburg.com
Zum Service „Bavaria“ passt das filigrane Messerbänkchen in Form eines Geweihs (115 €) samt Bierkrug (780 €) und Teller (270 €)
Tracht oder Trend? Für die junge Salzburger Designerin Tanja Pflaum absolut kein Widerspruch. In ihrer „Ploom“-Dirndlmanufaktur gehören traditionelles Schneiderhandwerk und aktuelle Mode- trends selbstverständlich zusammen. Sehr herzig: die Kinderdirndln. www.ploom.at
Auch Modehäuser und Labels, die normalerweise nichts mit Tracht am Hut haben, werfen sich heuer ins Dirndl. Sogar Jimmy Choo stellt sich extrafesch auf die Wiesn – in spitzen Lackpumps. Jo mei!
Bestickte Trachtenbroschen, Ripsschleifen, Strassschmuck und waldgrüne Kordeln – die Hüte des Münchner Labels „Aufgebretzelt“ sind das Tüpferl am i jedes Wiiiiesnoutfits. Hut mint (129 €), Hut mit Blumenbrosche (145 €). www.aufgebretzelt.de
Bitte bitte, ein Dirndl von Lodenfrey. Eine Farbe schöner als die andere, kann ich mich gar nicht entscheiden. Kanarien- bunt gemustert mag ich nämlich überhaupt nicht gern (je 349 €) www.lodenfrey.com
Die Münchner Trachtendesignerin Lola Paltinger ist die Königin des „Fantasy“-Dirndls. Die Kreationen ihres Labels sind echte Knaller, haben aber mit Tradition und trachtiger Authentizität wenig zu tun. Glänzende Stoffe, Zuckerlfarben, Glitzerflitzer-Schürzen, riesige Blumenprints, Spitzentüllblüschen – Paltinger designt für „zugereiste“ Münchner Stylequeens, „Seitenblicke“-Promis und Miss Piggy. Der schenkte Lola zum „Muppets Most Wanted“-Film ein echtes Paltinger-Dirndl.
Piggy trägt Paltinger: „Muppets Most Wanted“ gibt's übrigens seit Kurzem auf DVD und Blu-ray
Dieses Bluserl ist eigentlich ein Duo: Minibolero und gerüschtes Bandeau-Top, fabriziert aus traditionellen Trachtenstoffen vom österreichischen Label „Monkey On My Shoulder“ – bezaubernd! www.monkeyonmyshoulder.com
Nix mit Heidilein-Lieblichkeit in Rosa, Lila, Himmelblau – Dirndl und Trachtenjanker dürfen jetzt gern in Nachtblau, Anthrazit und Tintenschwarz daherkommen. Ganz neu: Nappaleder fürs Oberteil, gesehen beim Münchner Label „Owloon“, das auch sonst auf ungewöhnliche Materialien wie Tweed und Wollsatin setzt. www.owloon.com
Das Wiener Wiesn-Fest hat sich zum absoluten Publikumshit entwickelt. Mehr als 500.000 Buam und Madln haben sich bisher beim „Wiener Wiesn-Fest“ eine Gaudi gemacht, heuer wird zum vierten Mal von 25. September bis 12. Oktober auf der Kaiserwiese gefeiert. Und am 3. Oktober findet im Prater zum zweiten Mal das „Rosa Wiener Wiesn-Fest“, das schrägste und schrillste Zusammentreffen von Dirndl und Lederhose, statt. Highlight: die Wahl zu Rosa Wiesn-Kaiser und -Kaiserin. www.wienerwiesnfest.at, rosawiesn.at