Leben/Salz und Pfeffer

Florian Holzers Restauranttest: Lokvogel

Nach dem „Supersense“ 2015 und dem „Brieftaubenkobel“ in der Alten Post im Vorjahr übersiedeln Barbara Eselböck und Alain Weissgerber heuer zum dritten Mal zwecks des vorweihnachtlichen Pop-ups nach Wien. Wobei die Location diesmal die bisher eindrucksvollste sein dürfte: Die ehemalige Remise der Badner Bahn an der Meidlinger Eichenstraße, die zukünftig als Ausstellungshalle inmitten eines neuen Wohnbaukomplexes dienen soll, ist bis 23. Dezember das wohl ungewöhnlichste Gourmet-Restaurant der Stadt. Die „Taubenkobel“-Macher installierten in der riesigen Waggon-Garage eine temporäre Küche, eine Bar samt Würstelstand (hier kann man den „ Lokvogel“ auch ohne Reservierung miterleben) und in Kooperation mit einer Vorarlberger Künstler-Gruppe eine überdimensionale Friedenstaube. Und gekocht wird natürlich auch, ein Menü, das man entweder sieben- (98 €) oder neungängig (138 €) ordern kann und das sich – anders als beim vorjährigen Pop-up, als „französische Klassik“ das Thema war – wieder sehr Taubenkobel-typisch gibt: mit Räucherforelle gefüllter Chicoree im Distelsud, kühl, frisch und fein, klare Entensuppe mit knusprigem Pilz-Cracker, rote Rübe mit Räucheraal-Füllung und geraspelter Gänseleber, pochiertes Ei in sagenhaft guter Erdäpfel-Creme mit weißer Trüffel (9 €/Gramm), ein perfekter Trüffel-Gang, wunderbar knusprig gebratenes, in der Salzgrotte gereiftes Kalb in Kümmelnage und ein definitiv ins schlaraffische tendierendes Dessert-Buffet. Klar, billig ist anders, aber das ist wirklich tolles Essen in einem wirklich außergewöhnlichen Rahmen.

Lokvogel,
12., Eichenstr. 2,
Tel: 02684/2297,
lokvogel@taubenkobel.at,
bis 23.12. Mo-Sa ab 18 Uhr,
www.lokvogel.at

Bewertung:
   Küche: 32 von 35
   Keller: 8 von 10
   Service: 13 von 15
   Atmosphäre: 15 von 15
   Preis/Wert: 15 von 20
   Familie: 2 von 5
Gesamt: 85 von 100

florian.holzer@kurier.at

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