Leben/Salz und Pfeffer

Florian Holzers Restauranttest: Gasthaus Herbst

Da oben, bei Laa an der Thaya, da gibt es kaum Weingärten, dafür umso mehr Zwiebel-Felder, das Weinviertel ist hier eigentlich ein Zwiebelviertel. Und mitten in diesem Zwiebel-Viertel liegt der kleine Ort Hanfthal, in dem es wiederum ein extra-uriges Wirtshaus mit niedriger Decke und viel altem Holz gibt, mit einer Eis-Diele gleich neben der Schank und einer zum Veranstaltungsraum umfunktionierten Scheune. Dass hier aber ein anderer Wind weht als bei anderen Weinviertler Dorfwirtshäusern, merkt man etwa daran, dass vor dem Lokal eine kleine Freiluft-Lounge errichtet wurde. Und vor allem, wenn man die Speisekarte liest. Matthias Herbst übernahm das elterliche Wirtshaus schon vor acht Jahren, davor kochte er im Steirereck am Pogusch, in der Blauen Gans in Weiden oder im Gut Purbach. Und lernte außerdem das Halten von Schafen und den Umgang mit Wein und Käse. Mit dem Effekt, dass man hier so großartig isst, wie im Weinviertel sonst selten: Frischkäse mit gerösteten Hanfsamen und Borretschblüten sowie dreijähriger Eigenbau-Prosciutto zum Brot, und dann noch eine geschmorte Ziegenkitz-Schulter auf Blini, bevor das Essen überhaupt beginnt. Etwa mit Liebstöckl-Cremesuppe mit sauer marinierten Erdbeeren, eine rot-grüne Aromen-Pracht (4,90 €), oder mit kleinen Grammelknöderln mit Speck, Ingwer-Sauerkraut, Sprossen und Wildkräutern (6,80 €). Oder – Matthias Herbst kauft nämlich ganze Tiere, zerlegt sie selbst und verarbeitet alles – grandios geröstete Rinder-Nieren mit Speck und Zwiebel in reichlich Sauce (10,80 €). Großartiges Gasthaus, einen großen Umweg wert.

Gasthaus Herbst,
2136 Hanfthal 48,
Tel: 02522/2480,
Di-Fr 9-14.30, 16.30-21.30, Sa 9-21.30, So 9-14,
www.gasthaus-herbst.at

Bewertung:
   Küche: 28 von 35
   Keller: 6 von 10
   Service: 13 vvon 15
   Atmosphäre: 13 von 15
   Preis/Wert: 18 von 20
   Familie: 5 von 5
Gesamt: 83 von 100

florian.holzer@kurier.at

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