Leben/Salz und Pfeffer

Florian Holzers Restauranttest: Aend

Was bedeutet „aend“ eigentlich? Eine Mischung aus „and“ und „end“? „Abend“ ohne b? Darüber kann man schon grübeln, aber nur solange, bis man das neue Restaurant von Fabian Günzel betreten hat. Spätestens dann ist für solche Gedanken keine Zeit mehr. Denn das Lokal des jungen Thüringers, der schon in den besten Restaurants Deutschlands gekocht hatte, dann Sous-Chef bei Silvio Nickol im Coburg und schließlich Küchenchef im „Le Loft“ war (der beste bisher), ist spektakulär: Eine ehemalige Pizzeria im Mollard-Grätzel wurde zum cool-grauen Designer-Bistro mit Besteck-Laden in den Tischen und der wohl offensten Küche der Stadt, gekocht wird ein einziges Menü (99,–/120,– €), und das hat es in sich. Denn Fabian Günzel hält nicht viel von Gourmet-Schnickschnack, Pürees, Cremchen, Gelees, Zweierleis und dergleichen, so puristisch wie bei dem Mann mit den tätowierten Armen isst man in Österreich sonst nirgendwo. Zuerst etwas zum Knabbern, knusprige Chips von der Hühnerhaut und Radieschen mit Seetang, dann Entenleber mit gegrillter Roter Rübe und Brot-Bröckerln und gedämpfter Saibling in Rucola-Sauce mit Saiblingskaviar und Sardellen, ebenso einfach wie delikat, Steinbutt auf Blattspinat und Rotweinbutter, schlichter geht kaum, besser auch nicht. Die Kartoffelcreme mit Kürbis-Sorbet war dann eines der Highlights, Hirschfilet mit Navetten und Blut-Sauce auch wieder extrem minimalistisch, drei Desserts, alle drei super. Eines der interessantesten Essen, die man derzeit in Wien bekommen kann. Zu einem Preis, den man für so eine Erfahrung eben bezahlen muss.

aend,
Wien 6, Mollardgasse 76,
Tel: 01/595 34 16,
Mo-Fr 12-14, 19-21.30,
www.aend.at

Bewertung:
   Küche: 32 von 35
   Keller: 9 von 10
   Service: 14 von 15
   Atmosphäre: 14 von 15
   Preis/Wert: 16 von 20
   Familie: 2 von 5
Gesamt: 87 von 100

florian.holzer@kurier.at