Leben/Reise

Die schönste Villa der Toskana: am Arno, gleich bei Florenz

Der Arno ist der achtlängste Fluss Italiens, entspringt in den Apenninen und mündet ins Tyrrhenische Meer. Wie er die Strecke von 241 Kilometern quer durch die Toskana überhaupt bewältigt, ist sommers kaum vorstellbar. Denn: Er wirkt so sanft und so ruhig wie ein See. In Candeli, einem 209-Seelen-Nobelvorort von Florenz, keine fünfzehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt, macht der Arno einen Kniefall vor der Jahrtausende alten zauberhaften Landschaft und vor der, immerhin auch schon ein halbes Jahrhundert alten Villa La Massa.

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Was für ein meisterhaftes Monument an behutsam bewahrter Geschichte, an herzlichem Charme, an dezenter Klasse, an atemberaubender Anmut und an aristokratischer Größe! Die Liste der Erbauer und Eigentümer liest sich prompt wie ein europäischer Adelskalender – von Italien über Frankreich bis zu Russland und England.

Gäste der Villa La Massa: Clarke Gable bis Madonna und Bowie

Seit 1953 wurde das Anwesen in ein Hotel umgeformt, was auch den „Gotha der Weltstars“ magisch anzog: Im Gästebuch finden sich so klangvolle Namen wie Clarke Gable, Gregory Peck, Winston Churchill, Madonna und David Bowie, der hier 1992 seine Frau, das somalische Supermodel Iman, über die Schwelle trug. Für seine mehrtägige Hochzeitsfeier hatte der (2016 verstorbene) britische Popstar das Haupthaus samt allen Nebengebäuden und Villen ausgebucht.

Den Corona-bedingten Lockdown (seit April, in dem üblicher Weise die Saison so richtig startet) haben die Hausherren zu einem großzügigen, freilich feinfühligen und stilvoll-stimmigen Um- und Ausbau genützt: Neue Suiten, ein neuer Pool, ein weiteres Restaurant. Stefano Venturi, ein gebürtiger Florentiner, der seine Weltkarriere 1985 im Londoner Grosvenor House begann, bringt die Philosophie von La Massa auf den springenden Punkt: „Hier fühlt man sich als Gast nicht nur wie ein Millionär. Man fühlt sich sogar so, als gehörte einem das alles.“

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So erstaunlich wie faszinierend: Jedes Zimmer, jede Suite und jede Villa sind völlig unterschiedlich ein- und ausgerichtet. Und jedes Fenster ist ein eigenes Gemälde. Nichts im Radius von 360 Grad könnte das Auge beleidigen. Sanfte Hügel, Zitronenhaine, Zypressen, Olivenbäume, das Arno-Knie, eine kühle Kapelle, der zehn Hektar große Park mit Irisgärten. Bei den Materialien der Innenarchitektur vertraut man hier seit jeher lokalen Handwerkern und den traditionellen Farben und Formen der Toskana. Sogar das sonnendurchflutete Spa, selbstverständlich technisch auf dem Letztstand höchster Ansprüche, verströmt durch Ausblick und Lage das Feeling einer Zeitreise. Man wähnt sich, ein Medici zu sein, selbst wenn man maximal Mittelstand ist.

Teurer Wein und sehr gutes Essen

Bestbestückt: der Weinkeller – Chianti, Antinori, Frescobaldi. Ein paradiesisches Gewölbe für jene Genießer, die gern auch mal 1.000 Euro pro Flasche locker machen, um sich locker zu machen. Das hauseigene Restaurant „Il Verrocchio“, nach dem Florentiner Renaissance-Maler und -Bildhauer Andrea del Verrocchio (1435–1488) benannt, für dessen Bronzestatue „David“ der Legende nach sein Schüler Leonardo da Vinci (1452–1519) Modell gestanden hatte, wurde bereits mehrfach zum Lokal mit dem schönsten Blick Italiens gewählt.

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Man isst ja bekanntlich auch mit den Augen. Aber zudem ist das, was da alles auf den Teller kommt, vom Allerfeinsten. Man reist doch so gern mit dem Gaumen.

Kleiner Geschmackstest:

1. Was ist „Zafferano aretino“?

2. Was kann „Pici al ragú bianco“?

3. Und wer hat „Costolette di Agnello croccanti“ auf dem Speiseplan?

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Die Lösungen: 1. Safran aus Arezzo; 2. Eine toskanische Pasta, insbesondere aus der Region um Montepulciano – Pici sind dicke Spaghetti, die aus Hartweizengrieß hergestellt und von Hand gerollt werden. Sie werden gerne mit Ragout (wahlweise Kalb, Rind, Schwein) kredenzt; 3. Lammkoteletts mit knusprigen Kroketten.

Was „La Massa“ so auszeichnet, sind ferner die Kochkurse, auch für Kinder. Und was für ein königliches Vergnügen ist das organisierte Trüffelsuchen – übertroffen nur noch durch das Trüffelfinden. Wie sagte doch der Schauspieler Heinz Marecek einmal: „In meinem nächsten Leben werde ich ein Trüffelschwein – aber ohne Leine.“

Das teuerste Eis der Welt in Florenz

Dass im Umkreis von wenigen Kilometern Golfplätze, Pferdegestüte, Tennisplätze und „ab Hof“ jede Art von Radweg zu genießen sind, versteht sich von selbst. Im 15-Minuten-Rhythmus bietet die Villa La Massa Shuttlebusse ins Herz von Florenz. Wovon ich abraten möchte: Kaufen Sie sich kein Eis am ersten Eck der Ponte Vecchio. Ich werde nie vergessen, was die zwei Kugerln Stracciatella und Haselnuss unverfrorenerweise kosteten: 18 Euro. Ungelogen! Und das, obwohl Florenz die geistige Heimat von Pinocchio ist. Carlo Collodi schrieb hier 1883 die Abenteuer des holzgeschnitzten Gnoms mit der wachsenden Nase.

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Info

Klimafreundliche Anreise Ab Wien (mehrere Zustiegsmöglichkeiten bis Villach) mit dem Nachtzug in knapp 11 Std. direkt nach Florenz, mit Umstieg(en) öfter am Tag möglich. oebb.at

Villa La Massa Das Anwesen umfasst neun Hektar und liegt am Arno, direkt neben Florenz in der Weinregion Chianti. Die einstige Medici-Residenz bietet heute 51 individuell gestaltete Luxuszimmer. Preise (September): ab 490 €/Zimmer und Nacht inkl. Frühstück, Service, Fitnessräume und Poolnutzung. villalamassa.com

Umgebung und Quartiere Alle Infos auf der offiziellen Website feelflorence.it  – auch auf Deutsch

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