Haute Couture in Paris: Endlich wieder Fashion Week
Von Maria Zelenko
Was die Sterneküche für die Gastronomie ist, gilt für die Haute Couture in der Modewelt. Wie außergewöhnliche Zutaten, die zu einem unvergesslichen Gericht verschmelzen, fügen sich für die exklusivsten Kollektionen der Welt Handwerkskunst, edelste Stoffe und fast grenzenlose Kreativität zu Outfits zusammen, für die Kundinnen nicht selten Hunderttausende von Euros hinlegen.
Und eines zeigt die Haute-Couture-Modewoche, die in den vergangenen Tagen in Paris stattfand: Ein zweidimensionales Bild kann den Zauber solcher Kreationen nur bedingt vermitteln – ebenso wie ein Kochbuch nicht den Restaurantbesuch ersetzen kann. Deshalb ließen es sich neben gut betuchter Kundschaft auch Promis wie Rapper Kanye West und Topmodel Bella Hadid nicht nehmen, eigens für Balenciagas erste Couture-Kollektion seit einem halben Jahrhundert anzureisen.
Enttäuscht wurden sie nicht. Kreativdirektor Demna Gvasalia verzichtete bei seiner Präsentation komplett auf Musik und ließ lieber die Mode für sich sprechen. Der gebürtige Georgier huldigte Cristóbal Balenciaga, indem er sich bei den ersten Looks auf Schwarz fokussierte, um die Aufmerksamkeit der Gäste auf die skulpturalen Silhouetten zu lenken.
Brücke zur Kunst
Mindestens genauso froh nach Paris gekommen zu sein, war eine Journalistin, die am Ende der Chanel-Präsentation den von einem Model geworfenen Brautstrauß fing. Karl Lagerfelds Nachfolgerin Virginie Viard hatte eine kleine Anzahl an Gästen in den Garten des Palais Galliera geladen, um ihre von impressionistischen Künstlern wie Marie Laurencin oder Édouard Manet inspirierte Kollektion vorzustellen. Ein paar Trends, die sich Modefans auch für den Alltag abschauen können: Bauchfreies bleibt hip, ebenso wie der Lingerie-Look und das Blumenmuster.
Auch Maria Grazia Chiuri tauchte für Dior in Historisches ab, um eine Kollektion zu entwerfen, die sie als „Wiedergewinn der Werte der Haute Couture nach einer Zeit voller Restriktionen“ zusammenfasste. Die gebürtige Italienerin ließ sich von einem Wandteppich, der sich im römischen Palazzo Colonna befindet, inspirieren. In einem Video, das in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, beziehen sich ihre Mitarbeiter auf die Steinzeit, in der Stickereien bereits als Abgrenzung zwischen Clans dienten.
Nationalstolz
Kollegin Ulyana Sergeenko musste auf der Suche nach Ideen nicht in die Ferne schweifen. Die Russin ließ sich wie immer von ihrem Heimatland inspirieren, wobei sie dieses Mal die Republik Karelien ins Auge fasste: Die blau-grauen Abendkleider sollen an die Marmorsteinbrüche und tiefen Seen im Nordwesten Russlands erinnern. „Es war uns stets sehr wichtig, unser kulturelles Erbe zu erhalten“, verriet Ulyana Sergeenkos Team dem KURIER. „In so gut wie jeder Kollektion zeigen wir traditionelles russisches Handwerk, wie zum Beispiel das Klöppeln.“
Das Einkaufsverhalten sei im Zuge der Pandemie ein bewussteres geworden: „Haute Couture entspricht den Anforderungen der neuen Realität. Sie ist zeitlos und kann an die nächste Generation vererbt werden. Da sind wahre Kunststücke.“
Definition
Als Haute Couture werden die in Handarbeit maßgeschneiderten Entwürfe bezeichnet. Nur wenige Modehäuser sind vom Pariser Modeverband Fédération de la Haute Couture et de la Mode berechtigt, ihre Entwürfe so zu nennen
Kundschaft
Es gibt weltweit nur wenige Kundinnen – sie halten sich bedeckt