Tiercoach: Was gegen Insekten im Hundefutter spricht
Von Hedwig Derka
Hunde sind von Natur aus Allesfresser. Ihr Verdauungstrakt ist sowohl für die Verwertung von Fleisch wie auch von pflanzlicher Kost à la Getreide und Gemüse ausgelegt. Ihr Interesse an Insekten hält sich in Grenzen. Hin und wieder schnappt eine Neugierdsnase nach einer Ameise oder verschluckt versehentlich einen Käfer oder eine Libelle. Die aufwendige Jagd nach den winzigen Proteinhäppchen steht nicht dafür; sie machen die Vierbeiner nicht satt. Geht es nach einem deutschen Start-up soll sich das ändern. Es setzt mit Mehlwürmern auf insektenbasierte Futtermittel; den Tieren und der Umwelt zuliebe.
Gute Alternative zu Nutztieren
„Insekten sind eine gute Alternative zu Fleisch von großen Nutztieren. Eine bessere -Bilanz lässt sich damit unter dem Strich aber derzeit nicht erzielen“, sagt Zoodoc Katharina Perkowitsch. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt, wofür die natürliche Eiweißquelle optimal genutzt werden kann, und warum Schwein im Napf hierzulande immer noch Zukunft hat.
„Insekten sind auf alle Fälle eine gute Proteinquelle. Vor allem Mehlwürmer und Heuschrecken haben auch ein gutes Verhältnis von Fett- und Aminosäuren“, sagt Perkowitsch. Bis zu 40 Prozent der Tierchen sind als gesundes Eiweiß verwertbar; es entspricht dem von Rindern. Darüber hinaus liefern sie wertvolle Vitamine und Mineralstoffe. Chitinpanzer und Magen-Darm-Trakt dagegen lassen sich nicht nutzen.
Diät für Allergiker
Sensible Haustiere freilich können von verarbeiteten Insekten profitieren. „Immer mehr Hunde reagieren allergisch auf herkömmliche Proteine wie auf Rind, Geflügel, Lamm oder Schaf“, weiß die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Für diese Patienten bleiben oft nur Büffel, Strauß, Lachs oder Pferd als exotische Alternative. Mit den Insekten steht eine weitere Diät zur Verfügung.
Aufzucht und Transport belasten Klima
Als ressourcenschonender Fleischersatz für das Gros der Haustiere taugen Insekten derzeit jedoch nicht. Im Gegensatz zu großen Nutztieren lassen sich Mehlwürmer & Co. zwar auf engem Raum halten. Doch deren Aufzucht in riesigen Dimensionen verbraucht viel Energie. Wird in China – wo Insekten auf dem Speiseplan bereits etabliert sind – produziert, belastet zudem der weite Transport die Klima-Bilanz.
Reste aus der Nahrungsmittelproduktion nutzen
„Es wäre hirnrissig, Insekten als Nahrungsmittel aufzubauen, während wir etwas anderes wegschmeißen“, betont Perkowitsch. Solange Menschen Rind-, Huhn- und Schweinefleisch essen, fallen genug Teile für die Futtermittelindustrie ab. Diese eignen sich unter Einhaltung aller Tierschutzgesetze und Gesundheitsstandards als Hundefutter. KURIER-Tiercoach Perkowitsch fasst zusammen: „Natürlich ist artgerechte Massentierhaltung bei Insekten einfacher als bei Rindern und Schweinen, für die -Bilanz muss aber weiter und regional gedacht werden.“
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