Leben/Gesellschaft

Ohne das Lernhaus hätte es Adi nie so weit gebracht

Noch immer schaut er gerne im ältesten KURIER-Lernhaus beim Schwendermarkt in Wien 15 vorbei. Wenn er das bunte Bild an der Wand mit seinem Handabdruck und seinem Namen ansieht, sind auch die Erinnerungen sofort wieder da.

„Ja, das war wirklich eine gute Zeit, die ich hier verbracht habe“, erzählt Adi-Tiberiu Miron. Er ist erst 19, aber er hat in den 19 Jahren schon einiges erlebt. Er weiß sehr genau, wie sich das anfühlt, wenn man als Kind zum Außenseiter wird, nur deshalb, weil die Eltern in ein anderes Land ziehen, und wenn man in der neuen Stadt, in der neuen Schule, kein Wort versteht.

Er weiß aber auch, wie man als junger Mensch mit den ersten schulischen Erfolgen wieder aufblühen kann.

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In der Grenzregion

Geboren wurde Tiberiu, wie ihn seine Freunde aus dem Lernhaus rufen und wie er sich auch auf dem Bild an der Wand verewigt hat, in der Kleinstadt Dorohoi weit im Nordosten Rumäniens, nahe der Grenzen zu Moldawien und der Ukraine. Sein Vater hat dann Arbeit bei einer Baufirma in Wien gefunden, die Mutter, seine jüngere Schwester und er sind ihm im August 2010 gefolgt. „Damals war ich acht Jahre alt, hatte in Rumänien die zweite Klasse Volksschule abgeschlossen und konnte auf Deutsch gerade mal bis zehn zählen.“

Es ist denkbar, dass sich sein Leben in eine andere Richtung entwickelt hätte, hätte nicht seine aufmerksame Volksschullehrerin eine Tür zum Lernhaus geöffnet und hätten seine Eltern nicht die Chance dieses pädagogischen Zusatzangebots sofort für ihren Sohn erkannt.

So kann Adi-Tiberiu Miron heute diesen einen Satz sagen, der die angestellten ebenso wie die freiwilligen Helfer beim Roten Kreuz in ihrem Engagement bestätigt: „Alles was ich im Leben bin, bin ich durchs Lernhaus.“

Gesellenprüfung

Erst vor wenigen Wochen hat der junge Mann die Lehrabschlussprüfung nach dreijähriger Kochlehre mit Auszeichnung bestanden.

Dass er das viergängige Menü (Topfenmohnknödel mit Himbeersauce und weißem Schokomousse als Dessert) sehr gut hinbekommen hat, war für ihn keine große Überraschung. Dass er als einer von wenigen auch im theoretischen Teil brillieren konnte, hat ihn jedoch überrascht. Daher bedankt sich der junge Koch noch einmal bei allen, die ihm während seiner Schulzeit im Lernhaus geholfen haben: „Sie haben mir nicht nur die deutsche Sprache beigebracht und in allen Fächern geholfen. Sie haben mir auch Respekt und Verantwortungsbewusstsein mit auf den Weg gegeben.“

Auch die Liebe zum Beruf hat er im Lernhaus entdeckt: „Ich habe hier öfters gekocht. Eigentlich wollte ich ja Automechaniker werden.“ Sein Lehrherr hat ihn übrigens nach der Lehrzeit behalten. Doch Tiberiu will jetzt nach neuen Herausforderungen suchen.Uwe Mauch

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200 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren werden jedes Jahr in KURIER-Lernhäusern betreut.

Neun Standorte
Mittlerweile bietet das Bildungsprojekt an neun Standorten in Wien, Niederösterreich und Tirol kostenlose Lernhilfe und Nachmittagsbetreuung an. Betrieben werden die KURIER-Lernhäuser vom Projektpartner Österreichisches Rotes Kreuz.  Während der Lockdowns arbeiteten die Lernhäuser vor allem über digitale Kanäle mit den Kindern. Derzeit stellen sie Schritt für Schritt wieder auf Präsenzbetrieb um – mit wenig anwesenden Personen, ausreichend Abstand und den nötigen Hygienemaßnahmen.

 

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