Marie Kondo verbreitet wieder Freude und räumt jetzt auch in Beziehungen auf
Von Julia Pfligl
Als hätte sie eine Ahnung gehabt, brachte Marie Kondo der Welt 2019 in ihrer Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ bei, wie man richtig entrümpelt. Ein Jahr später zwang ein Virus die Menschen monatelang in ihre eigenen vier Wände und Aufräumen geriet für viele zur globalen Beschäftigungstherapie. Kondo, 36 und inzwischen millionenschwere Unternehmerin mit Wohnsitz in Los Angeles, brachte in dieser Zeit ihr drittes Kind, einen Sohn, zur Welt – und tüftelte mit Netflix an einer neuen Realityshow, die ab sofort im Streamingdienst abrufbar ist.
Darin berät sie keine Privatpersonen mehr, sondern Geschäftsleute, die Ordnung in ihren beruflichen und privaten Alltag bringen wollen. Der Originaltitel – „Sparking Joy“ – ist an ihren Leitsatz angelehnt, der die Japanerin einst zur Marke machte: Was beim Anschauen und Angreifen keine augenblickliche Freude auslöst, wird ausnahmslos aussortiert. So stand es bereits in ihrem Buch „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“, das 2013 zum überraschenden Bestseller wurde und eine Debatte über Konsum entfachte. Ihre KonMari-Methode löste in Folge einen weltweiten Entrümpelungshype aus und zog eine Reihe an ähnlichen TV-Formaten nach sich.
Drei Mal Chaos
Die Frage „Does it spark joy?“ stellt sich natürlich auch in ihrer zweiten Serie, obgleich dies im deutschen Titel „Glück und Freude mit Marie Kondo“ nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. In der ersten Folge besucht Kondo ein Vater-Sohn-Duo, das gemeinsam ein Gartencenter in Kalifornien führt, sich aber mehr für Pflanzen als für Ordnung interessiert. Im Laufe der Episode entdecken sie, dass ein bisschen Organisation nicht nur ihr Geschäft, sondern auch ihre Beziehung zueinander verbessert. Freude!
In Folgen 2 und 3 berät Kondo eine überarbeitete Kaffeehausbesitzerin, der ihr Haushalt über den Kopf wächst, sowie eine alleinerziehende Mutter, die in Kleidungsbergen zu versinken droht.
„Ich möchte den Menschen helfen, Freude zu finden – nicht nur, indem sie ihr Zuhause aufräumen, sondern in jedem Bereich ihres Lebens“, so Kondo. Auch sie selbst scheint angekommen zu sein: In der Serie gibt sie sich ungewohnt privat, man sieht sie mit Babybauch und wie sie ihren Töchtern beibringt, Dinge wertzuschätzen.
Dass das Entrümpeln in der Show – und im echten Leben – so oft für Tränen sorgt, erklärt Kondo in der Washington Post so: „Es gibt eine starke Verbindung zwischen Gegenständen und vergangenen Erfahrungen und zukünftigen Zielen, und die emotionalen Reaktionen, die man in der Show sieht, sind absolut echt. Die Menschen gehen durch das buchstäbliche und übertragene Inventar ihrer Vergangenheit, um für sie die Zukunft zu schaffen, die sie sich selbst vorstellen.“
Denn beim Aufräumen gehe es nicht nur um Objekte, sondern um einen Lernprozess mit sich selbst, wer man ist und wie man sein Leben leben will, ist die dreifache Mutter überzeugt. Dabei sei es total in Ordnung, die Dinge, die man mag und auch verwendet, zu behalten – solange man sie schön arrangiert und gut behandelt. Nur dann, so Kondo, würden sie im Haus auch eine gute Energie verbreiten.