Einrichten: Welche Spiegel statt Bilder jetzt an Wänden hängen
David Bowie war schon in den Siebzigern ein Fan, Topmodel Bella Hadid hat einen daheim und Schauspielerin Lena Dunham posiert auf einem Architekturmagazin vor ihm: Dem Spiegel „Ultrafragola“ von Ettore Sottsass.
Der italienische Designer hat das Kultstück schon 1970 entworfen, auf unzähligen Selfies der selbstinszenierungswütigen Instagram-Promis ist er seit Kurzem aber wieder inflationär als Design-Statussymbol zu bewundern.
Es gibt ein derartiges Griss um den beleuchteten Wellen-Spiegel in Rosa, dass sogar ein Instagram-Filter entworfen wurde, durch den es den Anschein macht, als würde man sich vor dem Sottsass Spiegel fotografieren – in Wirklichkeit ist es nur ein virtuell erzeugter Rahmen am Handyfoto.
Die enorme Popularität des Standspiegels, der einfach an die Wand gelehnt wird, rief auch schon andere Künstler wie Gustaf Westman auf den Plan, der als Hommage an „Ultrafragola“ (was so viel wie die ultimative Erdbeere bedeutet) die nicht weniger auffällige Isolierschaum-Variante in seiner „Popcorn Collection“ entwarf.
Beides sind durchaus kostspielige Möglichkeiten sein Antlitz zu begutachten.
Rund und organisch
Wer für Sottsass Kunstwerk keine 7.000 Euro ausgeben will, bekommt unzählige andere neue Varianten an Spiegeln, die vom Gebrauchsgegenstand zum begehrten Deko-Objekt avanciert sind.
Eines haben die derzeitigen It-Pieces von Ferm Living, Pols Potten oder Broste Copenhagen gemeinsam – sie sind in runden und organischen Formen gehalten wie zuletzt schon Vasen, Sofas oder Tische.
Auch Vintage-Modelle sind gefragt, die aufwendig verziert und mit Aufhänge-Vorrichtungen oder Marmor- und Holzdekor versehen sind.
Das Runde muss nicht ins Eckige
Eckige, unauffällige Teile haben ausgedient, der Spiegel darf jetzt eine Hauptrolle im Eigenheim einnehmen. Sie fungieren sogar immer öfter statt Bildern an der Wand, manchmal eingefärbt in Bronze oder Rosé und in extravagante Rahmen eingefasst.
Die verkitschte Barock-Variante ist auch wieder da, die schon in den Nullerjahren gemeinsam mit Kronlustern ein Comeback feierte. Sogar gewölbte Überblicksspiegel wurden bei Influencern wie dem deutschen Model Veronika Heilbrunner gesichtet.
Drang zur Makellosigkeit
Sich selbst verstärkt im Spiegel oder am Handy zu betrachten, scheint nicht zuletzt dem gegenwärtigen Selbstoptimierungstrend geschuldet. Was früher als narzisstisch oberflächlich galt, ist heute beinahe normal und der Drang zur äußerlichen Makellosigkeit längst gesellschaftlich etabliert.
Wer sein Aussehen ständig begutachtet, muss sich deswegen aber nicht auch selbst reflektieren können.