Leben

Ja zum Leben

Es ist ein grauer, regnerischer Tag in Mailand. Am liebsten würde man sich im Bett verkriechen, sich in einem guten Roman verlieren oder in die Handlung eines spannenden Films abtauchen. Doch Hollywood ist heute so viel echter als sonst: kein Bildschirm dazwischen, sondern zum Greifen nah. In wenigen Minuten werde ich Cate Blanchett, 44, die Hand schütteln und warte gespannt in der Lobby des Armani-Hotels – leider nicht alleine. Geschätzte hundert Journalisten aus ganz Europa wollen das Aushängeschild für Giorgio Armanis neues Parfüm „Si“ ebenfalls interviewen. „Welcher Duft weckt in Ihnen besondere Erinnerungen?“, gehe ich in Gedanken meine Fragen durch. Dabei würde ich mit Cate Blanchett viel lieber ganz andere Dinge besprechen. Wie es ist, Brad Pitt zu küssen, was ihr Schönheitsgeheimnis ist und wofür sie die zehn Millionen Dollar ausgeben wird, die sie für ihr Armani-Engagement angeblich bekommen hat. „Die Fragen wurden nicht akzeptiert“, heißt es schon im Vorfeld. Dann biegt der Presseverantwortliche um die Ecke. „Sie haben 15 Minuten Zeit“, sagt er. „Halten Sie sich an Ihre Fragen. Frau Blanchett ist heute sehr angespannt.“

Als ich ihr gegenüberstehe, spüre ich nichts davon. Cate Blanchett steht engelsgleich vor mir, sie lächelt und wirkt ganz entspannt. Das verleitet zu Übermut. Ich bitte sie um ein gemeinsames Foto und ein Autogramm für einen Freund. Der Presseverantwortliche sagt „No“, Cate dafür „Si“. „For Richard“, kritzelt sie auf einen Zettel. Zur Strafe muss der strenge Pressemensch dann noch das Foto machen. Ob er absichtlich nicht scharf stellt? Das sehe ich aber erst später. Zuerst nehmen wir in ihrer Suite Platz zum Gespräch.

freizeit: Frau Blanchett, als ich einer Freundin erzählt habe, dass ich Sie interviewen werde, meinte sie: „Wow, das ist eine der schönsten Frauen der Welt.“ Freut Sie das oder denken Sie sich: „Nicht schon wieder“?
Cate Blanchett: Es ist das erste Mal, dass ich das heute gehört habe. Dankeschön! Kommen Sie doch einfach einmal um sechs Uhr morgens zu mir nach Hause. Dann werden Sie vielleicht anders darüber denken. Schönheit ist eine sehr subjektive Sache. Für mich liegt sie im Verborgenen. Ich blicke gerne hinter die Fassade.

Giorgio Armani hat Sie als Testimonial für seinen neuen Duft „Si“ ausgewählt. Es gibt so viele Parfüms. Warum sollte man gerade dieses kaufen?
Es ist der perfekte Mix aus feminin und maskulin. „Si“ hat verführerische süßliche Komponenten, aber die Basis bildet eine holzige Note. Ich mag das sehr gerne.

Welche Düfte wecken in Ihnen die stärksten Erinnerungen?
Das ist der Duft von Gras, Teebaum und Eukalyptus. Eine andere sehr starke Erinnerung verbinde ich mit dem Geruch von Buschfeuern in meiner Heimat Australien im Sommer. Man konnte sie überall riechen. Es ist eine sehr beängstigende Erinnerung.

Generell gelten Sie als starke Frau. Sie sind Schauspielerin, Regisseurin, Mutter und Model. Mögen Sie es, wenn andere Frauen Sie als Vorbild sehen?
Ehrlich gesagt, spreche ich lieber von den Menschen, die mich inspirieren als davon, dass mein chaotisches Leben andere inspiriert. Ich habe zum Beispiel einen Artikel über Prinzessin Maxima der Niederlande gelesen, als ich jetzt hier „Si“ präsentiert habe. Sie hat eine unglaublich liberale, starke und großzügige Präsenz. Mir gefallen auch Frauen wie Liv Ullman und Pina Bausch.

Und Sie gefallen Giorgio Armani. Er meinte, Sie wären die perfekte Armani-Frau. Wie ist diese Frau?
Es ist eine Frau, die natürliche Eleganz ausstrahlt. Armanis Entwürfe sind klar, stark und zeitlos. So würde ich das sehen.

Können Sie sich eigentlich noch an Ihr erstes Armani-Stück erinnern?
Sehr gut sogar. Nach dem Abschluss der Schauspielschule habe ich mir von meinem ersten verdienten Geld einen Armani-Anzug gekauft. Ich habe ihn noch und trage ihn auch noch immer.

Sie tragen auch heute einen Hosenanzug. Mögen Sie keine Kleider?
Hosenanzüge sind mir lieber. Ich habe sie schon als Teenager sehr gerne getragen und fühle mich in diesem Outfit bis heute am wohlsten.

Wo sind Sie Armani zum ersten Mal begegnet?
Das war bei einer seiner ersten Schauen. Ich ging hinter die Bühne und Armani machte gerade das Fitting. Dabei kniete er vor einem Model auf dem Boden und kontrollierte selbst, ob alles in Ordnung war. Er war schon damals eine Legende. Ich habe gezittert, als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin.

Zugegeben zittere ich auch ein bisschen, weil ich Ihnen gegenübersitze.
Das sollten Sie auch. Ich bin eine Hexe ich bin eine Hexe (lacht).

freizeit: Dabei sehen Sie so unschuldig aus. Im Spot für das neue Parfüm gibt es eine Szene, in der Sie weinen. Woran haben Sie dabei gedacht?
Blanchett: Ich habe dabei nur an eines gedacht. Lieber Gott, lass mich dabei bitte gut aussehen.

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Ja sehr. Ich hatte Glück, weil ich mit der Regisseurin Anne Fontaine schon zusammengearbeitet habe und Darius Khondji einer meiner liebsten Kameramänner ist. Der Dialog zwischen uns war perfekt.

Woran denken Sie, wenn Sie in einem TV-Spot oder Film weinen müssen?
Es ist nicht so, dass ich dabei an meinen toten Hund denke. Ich verbinde mich mit der Traurigkeit anderer Menschen.

Und wozu sagen Sie „Si“?
Zum Leben. Ich habe mich gefragt, ob Herr Armani mich für seinen Duft ausgewählt hat, weil mein Leben so reich und komplett ist. Ich bin eine leidenschaftliche Mutter, Frau und Schauspielerin.

Können Sie auch Nein sagen?
Absolut nicht. Das ist Fluch und Segen zugleich. Aber zu meiner Familie, meinen Freunden, meinen Kindern und meinem Mann werde ich immer Ja sagen. Es ist ein Ja der Liebe.

Da Sie Ihren Mann ansprechen: Was gefällt Ihnen an Männern am besten?
Eindeutig ihr Sinn für Humor. Und ich schaue auch gerne auf ihre Schuhe.

Sind Sie eine der Frauen, die von ungeputzten Schuhen auf den Charakter eines Mannes schließen?
Es geht mir nicht um eine Beurteilung. Mich interessiert einfach, was Männer tragen.

Ronaldo und Beckham haben auch schon für Armani gemodelt. Würden Sie mit beiden gerne einmal auf einen Kaffee gehen?
Klar, warum nicht? Bei der Gelegenheit könnten wir dann über Unterwäsche reden.

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