Leben

Freunde fürs Leben: Welcher Wauwau passt zu wem?

Nein, wie süß! Beim Anblick herziger Vierbeiner geraten viele sofort ins Schwärmen. Gerade in Krisenzeiten sind Haustiere jetzt gefragter denn je. Wer keinen Grund hat, das Haus zu verlassen und keine wichtigen Termine im Kalender eingetragen sind, findet mit Hunden schnell wieder zurück in einen normalen Alltag. Denn Haustiere geben die nötige Struktur, wenn sonst alles stillsteht.

Nicht nur die Pflege, die tägliche Bewegung und der Ernährungsplan der Tiere geben vor, wie ein Alltag, der jetzt Daheim statt im Büro stattfindet, gestaltet werden sollte, um die Vierbeiner gut zu umsorgen.

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Haustiere geben besonders Menschen, die alleine leben, genau das, was sie im Social Distancing so schmerzlich vermissen: die nötigen Kuscheleinheiten.

Schon deshalb sind Hunde als Begleiter gefragter denn je. Aber Achtung, es sollte gut überlegt werden, ob ein Hund angeschafft werden soll. Werden die Vierbeiner nur aus Lockdown-Langeweile aus Tierheimen geholt, kann das für Hund und Herrl problematisch werden, sobald die Reisezeit wieder beginnt und die Lokale öffnen.

Hunde sind kein Hobby

Auch Tierschutzheime warnen vor einem unüberlegten Hunde-Hobby. Aber es gibt zum Glück mehrere Möglichkeiten, um auf den Hund zu kommen.

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Dogsharing

Etliche neue Dog-Sharing-Initiativen bieten Alternativen, von denen Hundebesitzer und Hunde profitieren können. Hundefreunde können sich so für ein paar Stunden an einem Vierbeiner erfreuen, einen gemeinsamen Ausflug in der Natur machen, ganz ohne die Verpflichtungen eines echten Hundebesitzers. So vernetzt etwa die Plattform Hundelieb, Hunde und Herrchen auf Zeit, https://hundelieb.com

160 unterschiedlichen Hunderassen

Für zukünftige Hundebesitzer ist es besonders wichtig, von Anfang an ein Verständnis für die Vierbeiner zu entwickeln und zu verstehen, warum ein Hund so ist, wie er ist.

„Wer sich einen Hund anschaffen möchte, sollte sich erst genau über seine Charaktereigenschaften und Bedürfnisse informieren. Manche Hunderassen haben beispielsweise gesundheitliche Probleme im Laufe des Lebens, die man mitbedenken sollte. Welcher Hund es am Ende werden soll, hängt von einer Reihe ganz individueller Faktoren ab“, sagt Hundeexpertin Yvonne Adler. Sie hat über 160 Hunderassen erforscht, die alle monogenetisch verwandt sind.

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"Trotzdem müssen sich Hunde, die verwandt sind, nicht ähnlich sehen. Denn seltsamerweise geht das nicht über die Optik, sondern über den genetischen Stammbaum, also über die persönlichen Eigenschaften", erklärt Adler. Interessant ist auch, dass Hunde mehrere Charaktere in sich tragen. Alle Hunde haben etwa fünf unterschiedliche Grundpersönlichkeiten in sich. Es kann also ein Hund zwar introvertiert sein, aber wie dieser Charakter ausgeprägt ist, hängt auch von der Erziehung ab.

Erstaunlich auch, dass alle heute lebenden rund 550 Hunderassen am engsten mit dem asiatischen Grauwolf verwandt sind. Die Gene verraten viel darüber, wie Hunderassen entstanden und welche Verwandtschaft sie aufweisen.

Schon deshalb ist es für Hundebesitzer interessant zu wissen, wie ihr Hund tickt. So lässt sich besser abschätzen, mit welcher Hunderasse man sich am ehesten verwandt fühlt. Die Wahl fällt dann hoffentlich auf einen Hund, der auch zum eigenen Lebensstil passt.

Check: welcher Hund passt zu mir?

"Jeder, der sich einen Hund zulegen möchte, sollte erst einmal einen Persönlichkeitscheck bei sich selbst machen", rät Kynologin Adler. Auf jeden Fall ist es wichtig, auf die Größe zu achten. Große Hunde fressen mehr, aber wer hätte gedacht, dass sie auch entspannter sind als kleinere? Dass kleine Vierbeiner dafür wagemütiger und angiffslustiger sind?

Dass die Körpergröße des Hundes tatsächlich eine Auswirkung auf das Wesen des Hundes hat, erklärt Hundekennerin Yvonne Adler so: „Kleinere Hunde zeigen sich oftmals kühn, wagemutig und meist impulsiver und leichter erregbar. Eine Reihe von Untersuchungen zeigt allgemein, dass größere Hunde tendenziell ruhiger sind.

Mit konsequentem Training können aber auch „bellfreudige“ Hunde lernen, ihr Verhalten zu ändern".

Collie oder Schäfer?

Große Hunde weisen meist eine hohe Selbstbeherrschung auf. Den Grund dafür stellt ebenfalls die Größe dar. „Ein größerer Körper hat auch ein größeres Gehirn, das mehr Platz für die Nervenleitungen zur Selbstbeherrschung hat. Daher ist die Fähigkeit zu Affekt- und Impulskontrolle bei großen Hunden allgemein aus neurobiologischen Gründen meist stärker ausgeprägt“, sagt die Hundeexpertin. Welcher Hunde-Typ also zu welchem Hundehalter passt, erklärt sich schnell, wenn man auf eigene Gewohnheiten und Vorlieben achtet.

Will man etwa sein Frühstück mit einem Collie oder Schäfer teilen? Beide Hunderassen brauchen nach ihrem genetischen Code zum Beispiel Kohlehydrate und klauen daher gerne mal ein Semmerl vom Tisch.

Wichtig ist auch, nicht nur auf die Schönheit eines Hundes zu schauen. Schöne Hunde können Eigenschaften haben, die zu denen des zukünftigen Hundehalters gar nicht passen. Tipp der Hundeexpertin: Nicht nach Aussehen und Mode kaufen, sondern auf die Persönlichkeit und das Wesen des Hundes achten.
 

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Gegensätze ziehen sich an

Wie gut Hund und Herrl voneinander profitieren können, hängt davon ab, ob man sich im Vorhinein überlegt, was man mit dem Hund erleben will. So können etwa ruhige Menschen von eher aktiven Hunden profitieren, weil diese sie aus der Reserve locken und aktivieren. Eher aufbrausende Menschen wiederum, könnten von einem entspannten Begleiter, etwa einem Golden Retriever, an ihrer Seite lernen, dass man es auch ruhiger angehen kann.

Will man einen Hund haben, der vom Charakter eher so ähnlich wie man selbst ist, kann das durchaus gut gehen, wenn die Vorlieben gleich sind, wie etwa lange gemeinsame Spaziergänge. "Der erste Gedanke jedes zukünftigen Hundebesitzers sollte also sein: bin ich ein Hundemensch, will ich bei jedem Wetter hinaus und habe ich Zeit, den Hund zu erziehen und zu trainieren. Das ist die Basis von allem", erklärt Yvonne Adler.

 

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So findet man den passenden Hund

Egal ob aus dem Tierheim oder direkt vom Züchter, wer einen Hund kaufen will, sollte sich erst in seinem Umfeld umsehen. Ein Besuch bei der Mutter-Hündin samt Welpen lohnt sich in jedem Fall.

Ab der 7. bis 8. Woche dürfen die Kleinen dann ausgesucht werden. Wichtig dabei ist wiederum, nicht allein nach der Farbe zu gehen, weil das Wesen des Welpenbabys womöglich ganz anders ist. Am besten man fragt direkt den Züchter nach den unterschiedlichen Eigenschaften der Hundebabys, er kennt sie ja alle aus der Wurfkiste. Im Tierschutzhaus lässt man sich auch besser erst beraten, welcher Hund zum eigenen Wesen passt.

Wer sich etwa eine französische Bulldoge zulegen möchte, eine Hunderasse, die gerade sehr im Trend liegt, sollte unbedingt darauf achten, dass die Schnauze etwas länger ist. Oft werden Bulldoggen mit zu kurzer Nase gezüchtet, was zu dem typischen Hecheln führt und Atemnot bedeutet. Auf jeden Fall schützt eine Vorab-Beratung vor einem Fehlkauf.

 

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Yvonne Adler ist Sachverständige für Hunde, Tierpsychologin, Kynologin und Beraterin,  https://www.adler-dogs.at

In ihrem Buch beleuchtet die Hundeexpertin gemeinsam mit den Zoologen Udo Gansloßer und Gudrun Braun die Stammbäume von über 160 Hunderassen. Alle Fotos stammen aus dem Buch: Hunderassen – Zoologie, Zucht und Verhalten neu betrachtet von Udo Gansloßer, Yvonne Adler, Gudrun Braun, 608 Seiten, laminierter Pappband 465 Farbfotos €A 69,50 / ISBN 978-3-440-16008-4 Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart ET: 15 April 2021