Leben

Femme Fatale

Sie ist so schön, dass es schmerzt“, sagte  Regie-Altmeister Bernardo Bertolucci einmal über Eva Green. Schön und schnell. Blitzartig wandelt sie sich in ihren Filmrollen von der hemmungslosen Femme fatale zur kühlen, männer-manipulierenden Comic-Heldin. Ihr Debüt gab die schöne Französin 2003 als nackte Nymphe in Bertoluccis Film „Die Träumer“, 2006 spielte sie bereits sexy-raffiniert in „Casino Royale“, dem ersten Bond-Film neuer Zeitrechnung. Um 2012 an der Seite von Johnny Depp im Film „Dark Shadows“ als eiskalte Hexe aufzublühen. Aber wer ist Eva Green wirklich? Als Tochter der französischen Autorin und Schauspielerin Marlène Jobert und des schwedischen Zahnarztes Walter Green 1980 in Paris geboren, wollte sie schon mit 17 Schauspielerin werden. Gleich nach der Schule begann sie mit dem Schauspielunterricht in der „Saint Paul Drama School“ in Paris, gefolgt von Drama- und Regiestunden in London und New York. „Abgedreht zu sein, gefällt mir“, sagte die Französin kürzlich über ihre Rolle als Ava Lord in „Sin City 2“, einem Film, in dem sie ihren Körper als scharfe Waffe einsetzt. Die freizeit traf Eva Green in London anlässlich der Präsentation des neuen Campari-Kalenders zum Gespräch.

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Sie stammen aus einer echten Schauspielerfamilie. Hat Ihre Mutter Sie bei der Wahl Ihres Berufes beeinflusst?

Eva Green: Meine Mutter hat ihre Karriere etwas heruntergefahren, als ich geboren wurde, also weiß ich nicht genau, ob sie mich bei meinem Entschluss beeinflusst hat. Wahrscheinlich eher unterbewusst. Denn ich war als Kind nie mit ihr auf den Filmsets und begann erst mit 17 Schauspielunterricht zu nehmen. Später hat sie mich aber natürlich immer beraten, wie ich meine Rollen anlegen soll.

Was können Sie über Ihren ersten Film erzählen, in dem Sie Regisseur Bernardo Bertolucci gleich nackt spielen ließ?

Natürlich hatte ich anfangs Angst. Denn eigentlich bin ich eine scheue Person und es war mein erster Film. Als Kind traute ich mich nicht einmal, vor mehreren Menschen zu sprechen. Aber Bertolucci ist eine Vaterfigur für mich. Er gibt sehr viel, ist sehr instinktiv, wir haben in einer Wohnung gedreht und dort auch die Wochenenden über zusammen verbracht. Dabei haben wir gekocht, geredet und viel Musik gehört. Es war wie in einer großen Familie und unter Freunden. Das hat mir den nötigen Schutz gegeben. Denn wenn ich spiele, vergesse ich auf alles andere, auch aufs Nacktsein. Außerdem hatte ich als Kind schon ein perfektes Vorbild dazu in meinem Zimmer hängen: das Poster von „Der letzte Tango in Paris.“ Bernardo ist mein Mentor. Er ist so weise und klug – wie ein Buddha.

Sie spielten mit den schönsten und interessantesten Männern der Welt. Wer war besser als Filmpartner: Daniel Craig, Orlando Bloom oder Johnny Depp?

Mir ist es völlig egal, mit wem ich spiele, ob Mann oder Frau, Star oder Anfänger. Es ist das Talent, das für mich zählt und interessant ist. Am Set muss ich mich nur geliebt fühlen.

Was ist am Filmset noch wichtig für Sie?

Dass es ein gutes Team ist, freundschaftliche Atmosphäre herrscht. Man kann die Kamera nicht belügen, deshalb sollte alles perfekt und harmonisch zusammenpassen. Dazu gehört auch ein perfektes Make-up und Styling. Ich nehme deshalb meine eigenen Stylisten für Fotoshootings immer gleich selbst mit.

Hollywoodstar Eva Green ist das neue Campari- Kalender-Girl. Für die schöne Französin ist das Motto des Kalenders „Mythology Mixology“ von besonderer Bedeutung: „Es schafft eine unwiderstehliche, beinahe magische Balance zwischen Retro-Klassik und Gegenwart.“ .

Sind Sie gerne eine Femme fatale?

Ich bin es leid, in die Schublade der Femme fatale gesteckt zu werden, für mich zählt der Charakter der Rolle.

Aber in „Casino Royale“ wurden Sie berühmt mit dieser Rolle. Und auch bei Bertolucci waren Sie ein leidenschaftlicher, männerverzehrender Typ Frau ...

Ja, das ist wahr. Sie gaben mir davor einfach kein Skript zu lesen. Aber in „Die Schwarze Dahlie“ zum Beispiel habe ich diese Rolle an Hilary Swank weitergegeben, obwohl sie mir angeboten wurde. Aber stimmt schon, in „Sin City 2 – A Dame To Kill For“ bin ich wieder ganz nah dran, eine zu sein.

Sie sind seit Kurzem auch im TV zu sehen, und zwar in der Serie „Penny Dreadful“, die im viktorianischen England spielt und sehr erfolgreich angelaufen ist. Würden Sie eigentlich auch gerne in Komödien spielen?

Ja, aber es gibt nur wenige gute Drehbücher. Ich liebe Schwarze Komödien. Von Catherine Tate, einer britischen Komödiantin, war ich eine Weile sogar richtig besessen.

Wie waren Ihre Erfahrungen mit dem Comicautor Frank Miller beim „Sin City“-Dreh?

Alles war sehr stylish, das Set, die Kostüme, es war alles perfekt. Aber ich muss zugeben, ich hatte vor diesem Drehbuch über die surrealen Geschichten in der fiktiven Stadt Basin City noch nie einen Comic gelesen.

Sie sagten einmal, dass Sie wegen Isabelle Adjani mit der Schauspielerei begonnen hätten. Wer sind heute Ihre Idole?

Ach, Isabelle Adjani ist bis heute einfach wundervoll. Und Cate Blanchett ist eine Göttin.

Welche drei Persönlichkeiten hätten Sie gerne zu Lebzeiten kennengelernt?

Auf jeden Fall Stefan Zweig, Bette Davis und Ingmar Bergman. Die hätte ich dann zu mir nach Hause eingeladen.

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Sie haben ja auch einen Österreich-Konnex über den Kameramann Christian Berger, den Mann Ihrer Tante. Mit welchem österreichischen Regisseur würden Sie gerne drehen?

Michael Haneke. Er sieht gut aus, macht tiefsinnige Filme.

Sie verkörpern aktuell für den Campari-Kalender verschiedenste Frauen-Stereotype – vom Party-Girl bis zur Weltraum-Amazone. Sind Sie in Ihrer Freizeit auch so vielseitig?

Ich selbst bin kein Partygirl. Ich habe lieber kleine Runden, bin eher eine „cavewoman“, also eine Art Höhlenbewohnerin. Ich bleibe gerne zu Hause, lese, höre und komponiere Musik oder gehe auf Konzerte – letztens war ich etwa bei Joan Baez in Berlin. Ins Kino selbst komme ich gar nicht mehr. Und um Filme anzusehen, bleibt mir meistens nur mehr die Zeit, die ich in Flugzeugen verbringe.

Welche Kostüme lieben sie besonders?

In „Königreich der Himmel“ waren die Kostüme wunderschön – ich spielte ja eine Prinzessin. Zum Glück waren sie auch bequem, denn sonst kann ich nicht spielen. Und Bubi-Kleider mag ich auch nicht, darin fühle ich mich nicht wohl. Bei Campari waren die Kostüme so eine Art Panzer für mich. Ich liebte besonders das Bowling-Kostüm.

Sie leben seit neun Jahren in London. Fühlen Sie sich schon als Britin?

Nein, ich bin 100 Prozent Französin. Aber in London könnte ich ewig leben.

Ihr Lieblingsgetränk?

Campari Orange.