Minichmayr singt Shakespeare und veröffentlicht ihr erstes Album
Von Alexander Kern
Sie kann alles, sagt man. Im Allgemeinen wird die Österreicherin Birgit Minichmayr über den grünen Klee gelobt, wenn sie eine Bühne betritt oder in einem Film erscheint. Ungemein intensiv sei ihre Kunst, anziehend, unmittelbar. Sagen nicht nur Kritiker (die sowieso), sagt das Publikum und - Cate Blanchett, der Hollywoodstar. Als die einst in Zürich eine Vorstellung des "König Lear" besuchte, war die Oscar-Gewinnerin ganz hin und weg vor Begeisterung von der Schauspielerin, die den Narr mimte. Nach der Vorstellung ging Blanchett hinter die Bühne, suchte Minichmayr, schüttelte ihr die Hand und gratulierte zu ihrer Darstellung.
Bei Shakespeare fühlt sich die Oberösterreicherin, die ihr Handwerk bei Klaus Maria Brandauer am Max-Reinhardt-Seminar in Wien lernte, wie ein Fisch im Wasser. Als Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters hat sie immer wieder die Untiefen seiner Tragödien erforscht, allen voran die Grausamkeit und die seelischen Abgründe der Lady von "Macbeth" oder die Traurigkeit der Ophelia im "Hamlet".
Abwechslungsreich
Nun hat Minichmayr einen weiteren Weg gefunden, bei Shakespeare zu bleiben: Sie hat ein Album aufgenommen, auf dem sie die Sonette des Dichters vertont. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin feiert damit ihr Debüt, erstmals legt die Schauspielerin ein vollständiges Album als Sängerin vor. Geholfen haben ihr dabei der Pianist Bernd Lhotzky, der auch als musikalischer Direktor des Projekts fungierte, und die Gruppe Quadro Nuevo, die um Genre-Schubladen gern einen weiten Bogen machen und in Sachen Weltmusik wahre Weltenbummler sind. Das Ergebnis klingt mal nach Tango, dann nach Chanson, einmal orientalisch, dann wieder jazzig. Und immer sind alle mit großer Hingabe und passionierter Empathie am Werke.
Die Idee zur Zusammenarbeit muss man sich so vorstellen: "Birgit, du musst singen!", meinte Lhotzky begeistert, als er Minichmayrs Stimme hörig wurde und schlug Shakespeare vor. "Ja, die Sonnete!", kam es postwendend zurück. Nichtsdestotrotz ging die Mimin mit einer gehörigen Portion Respekt an die Sache heran. "Das Aufregendste war, nicht Shakespeare zu singen, sondern überhaupt zu singen", sagt sie.
Das Album heißt "As An Unperfect Actor - Nine Shakespeare Sonnets" und wird am 28. Mai erscheinen.