Leben

Am Herd mit Cecily Corti

Wilhelmstraße 10. Jeden Abend finden hier bis zu 60 Menschen Wärme und ein Bett. Die meisten von ihnen nehmen auch das kostenlos angebotene Abendessen in Anspruch. So wird in der praktischen, kleinen Küche täglich gekocht. Von ehrenamtlichen Mitarbeitern, aber auch von Firmen, die sich langfristig dafür anmelden.

Cecily Corti: „Manche kommen ein Mal im Monat, manche ein Mal pro Jahr.“ Als Obfrau der Vinzenzgemeinschaft St. Stefan ist die unglaublich jugendliche 73-Jährige für vier Institutionen verantwortlich: VinziRast-Notschlafstelle, VinziRast-CortiHaus, VinziRast-Wohngemeinschaft, VinziRast-mittendrin (mit Lokal „mittendrin“) in der Währinger Straße.

Achtsamkeit, Respekt und der vorurteilsfreie Zugang zu allen Menschen, das sind ihre Grundsätze. Zwei Nachtdienste absolviert Corti jede Woche selbst in der Wilhelmstraße, am Herd steht sie nicht so oft. „Ui, heut kocht die Chefin.“ In riesigen Häfen garen die Nudeln. „Normalerweise sollten es Fleckerln sein, aber wir hatten so viele Spiralen.“ Die meisten Lebensmittel, die hier verkocht werden, stammen aus Spenden. Der herrliche Schinken von „Cornelius“ in der Schulerstraße. „Er ruft mich immer an und sagt, was er für uns hat.“ Nicht alle der Gäste essen Schweinefleisch, eine der vier Pfannen kommt ohne Schinken ins Rohr. Als Nachspeise hat Corti Apfelkompott selbst gemacht. 19 Uhr, erste Gäste. Aus Österreich, Ungarn, Polen, Rumänien, Algerien. Jeder hält sich an Cortis Regeln. „So lange ich kann, werd ich das machen.“ Ein untersetzter Mann mit Gitarre bringt seinen Teller zurück. Er: „Ich liebe dich.“ Corti: „Ich Sie auch.“

Zutaten

Für ca. 60 Personen

6 kg Spiralen (oder Fleckerln)

1 kg Rama (Butter)

15 Eier

3 Packerln Topfen (à 250 g)

2 kg Schnittkäse (Emmentaler)

1,5 kg gekochter Schinken

Salz

Pfeffer

¼ kg Butter zum Ausstreichen und für Butterflocken

Nudeln in Salzwasser bissfest kochen, abgießen, abschrecken. Schinken kleinwürfeln, Käse grobreiben. Die weiche Rama mit den Dottern vermixen, Topfen dazugeben, glatt rühren. Eiweiß mit einer guten Prise Salz zu steifem Schnee schlagen. Eischnee unter den Ramaabtrieb heben, mit den Nudeln vermischen, Schinken und die Hälfte vom Käse einarbeiten. Salzen, pfeffern. Masse auf vier ausgebutterte Auflaufformen verteilen, restlichen Käse drüberstreuen. Butterflocken draufsetzen, bei 200°C ca. 20 Minuten backen. Dazu: Blattsalat.

Gibt es einen prägenden Geschmack aus Ihrer Kindheit?

Sterz und frisch gepflückte Heidelbeeren.

Was würden Sie nie essen?

Hirn grundsätzlich. Und Kutteln.

Welche Küche der Welt ist Ihnen am liebsten?

Die italienische und die französische.

Gibt es eine Speise, die Sie trösten kann?

Nein, ich tröste mich nicht mit Speisen. Nach einem anstrengenden Tag genieße ich die Stille oder meine Enkelkinder.

Ihr Weihnachtsessen?

Ich mache heuer keines, bin nämlich bei meinem Sohn Severin eingeladen, der kocht großartig. Dort gibt es jedenfalls jedes Jahr als Nachspeise „Riz à l’amande“ (Mandelreis), den lieben alle.