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Mehr als ein hübscher Unterstand

Wer bringt schon China in Verbindung mit Schokolade? Dabei verfügt das viertgrößte Land der Erde selbstverständlich auch über riesige Lebensmittelkonzerne, und diese stellen selbstverständlich auch Schokolade her.

Einer dieser Konzerne ist die Bright Food Group mit Hauptsitz in Shanghai. Und er ist Eigentümer der börsennotierten Molkerei Bright Dairy & Food Co. Das Lebensmittelkonglomerat ist Auftraggeber des „Shrine for Everyman”, des „heiligen Raums für den gewöhnlichen Mann”.

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Shrine of Everyman: Finalist bei den A+ Awards

Der Shrine of Everyman, Finalist in der Kategorie Gewerbe bei den von der Online-Architektur-Plattform Architizer vergebenen A+ Awards für innovative architektonische Lösungen, war ursprünglich ein vernachlässigtes, industrielles Pumpenhaus.

Der Rastplatz ist in der idyllischen Gegend gegenüber von Shanghai gelegen, mit Blick auf den Fluss und die zu Bright Food gehörende Qian Shao Farm in Dongtanyuan im Bezirk Chongming.

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Milchschokolade als Leitmotiv

Das ungewöhnliche Bauwerk nach dem Entwurf des chinesischen Architekturbüros Wutopia Lab wirkt ätherisch, fast unwirklich. Gleichzeitig ist der Teich, in den das Gebäude hineingesetzt zu sein scheint, eine Allegorie für die – profane – Schokoloade. Und das kam so: Milchschokolade sollte das Leitmotiv für diese Art heilige Halle werden, „um die Erinnerung an die Normalbürger von früher wieder aufleben zu lassen”, heißt es bei Wutopia Lab.

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Ihnen gebühre deshalb Beachtung, da sie durch die später eingetretene Ära großen materiellen Überflusses ein wenig in den Hintergrund geraten sind. Deshalb habe man das verlassene Backsteingebäude als Hommage an den „einfachen Menschen” neu konzipiert, erläutert der leitende Architekt Yu Ting.

Darüber hinaus sei es in der chinesischen Kultur nicht ungewöhnlich, einen alltäglichen Ort durch „gemeinschaftliche Erinnerungen” in eine Art heiligen Raum zu verwandeln.

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Bright Food wünschte sich einen Rastplatz für Besucher und Passanten, der eine Verbindung herstellt: Sowohl zu der lokalen Bevölkerung als auch zu jenen Menschen, die nicht in der Gegend wohnen. Yu Tin habe nicht gewollt, dass das Pumphaus zu einem Bauwerk wird, das von Architekten in seiner Form manipuliert wird, aber keinen Bezug zu den Nutzern und der Umgebung hat.

Verbindend und allgemeingültig

Schokolade ist zwar nicht per se ein „sozialer Kitt”, hat aber dennoch etwas Verbindendes: Kaum jemand auf der Welt nascht nicht gern die schmelzende Versuchung. Daher hat die Neugestaltung des Pumphauses durchaus so etwas wie Allgemeingültigkeit.

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Jedenfalls sieht die Reflektion des Wassers im braun getönten, halbkreisförmigen Becken wie dünnflüssige Schokosauce aus. Auf der Plattform thront die Halle mit ihrer 35 Quadratmeter großen Fläche, inmitten des Teichs. Man kann sie über einen schmalen Steg erreichen.

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Für die zarte, schwerelose Anmutung sorgen die dünnen Stahlblechdächer und die 13 sich überlagernden Schichten aus durchsichtigen Polycarbonatplatten. Das durchscheinende Weiß dieser Kunststoffplatten mit ihren ausgestanzten Wolkenmotiven symbolisieren die Milch.

Tiefe und Raum auf nur 35 Quadratmetern Fläche

Die sich überlappenden Silhouetten und die versetzten Türöffnungen verleihen dem „Schrein des Jedermanns” Tiefe und Raum. Der Rastplatz wird so zu einem Zufluchtsort, an dem die Zeit still zu stehen scheint.

Wutopia Labs Entwürfe und Realisierungen wirken häufig entrückt und mystisch, so auch das private Wohnhaus „Hiding House”. Wolkenähnliche Formen sind ein häufiges Stilmittel in den Projekten von Wutopia Lab, etwa bei der Buchhandlung in Taizhou, die in Zusammenarbeit mit Office ZHU entworfen wurde, und bei einem Kindercafé in der Hafenstadt Dalian.

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Sowohl der Rand des Pools als auch das Innere des „»Jedermann-Schreins” werden nachts beleuchtet.

Scheinbar schwebender Hingucker

Der Sockel des Pumphauses kragt vom kaum sichtbaren rechteckigen Halbkeller über das Flussufer aus. Auf diese Weise wird das neue Pumphaus in der umgebenden Landschaft optisch hervorgehoben. Sowohl von der Straße als auch von der Wasseroberfläche aus sieht es so aus, als würde das Gebäude gleichsam schweben.

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Drinnen, von der Halle aus, sofern man sich nicht nur verträumt inmitten von Wolken wähnt, kann man den Blick in die Ferne schweifen lassen – und sieht die Umgebung, eine angenehme (Acker-)Landschaft, die von zahllosen „einfachen Menschen” mitgestaltet wurde.

Die Wunder der Alltagshelden

Und diese Menschen wissen gut, dass die Wunder des Alltags nur all zu oft von den ganz normalen Menschen, dem Mann von der Straße, der Alltagsheldin vollbracht werden.

Text: Linda Benkö Renderings/Fotos: Wutopia Lab, CreatAR Images

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