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Jean Nouvel entwirft museales Resort in Saudi-Arabien

Saudi-Arabien hält Schätze bereit, die vom Tourismus noch kaum gehoben sind. Der Wind streicht heiß-zärtlich über die verlassen wirkende Canyonlandschaft im Farbspektrum hellbeige bis purpurrot. Mittags flirrt es über dem Dünensand, der Himmel gleißt metallisch-blau. Antike Grabstätten türmen sich auf, gewaltige Sandsteinfelsformationen. Dazwischen schlängelt sich das grün der Dattelpalmen-Teppiche.

Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud, der als Nachfolger des kränklichen Königs und Premierministers Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud gehandelt wird, treibt das ambitionierte Programm „Vision 2030” voran. Dazu zählen bevorstehende Megaprojekte wie NEOM Smart City und Qiddiya Entertainment Capital. Sie gelten als Test-Umgebungen für fortgeschrittene KI (Künstliche Intelligenz).

Daneben will Mohammed bin Salman das Land schrittweise und auf nachhaltige Weise für den Tourismus öffnen. Er macht damit Regionen wie Al-Ula zugänglich, die zuvor muslimischen Pilgern vorbehalten waren.

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Nouvel prägt das touristische Gesicht mit

Es folgt einer fast natürlichen Logik, dass Stararchitekt und Pritzker-Preisträger Jean Nouvel das touristische Gesicht mitprägen soll. Denn sein Lebenswerk ist zwar extrem vielfältig, auffallend ist aber sein starkes Interesse für die Kultur und Baukunst des Mittleren und Nahen Ostens. Dieses zeigte sich sehr früh, zum Beispiel anhand des Kulturzentrums Institut du Monde Arabe (IMA). 1987 in Paris erbaut erhielt Nouvel dafür 1989 den angesehenen Aga Khan Award for Architecture.

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Landschaft und Geschichte zusammenführen

Mit dem geplanten Sharaan-Resort liegt Nouvels Ort des Wirkens im Zentrum einstiger arabischer Hochkultur. Mitten im namensgebenden Sharaan-Naturreservat bezieht Nouvel Inspiration aus den nabatäischen Wundern von Hegra, Saudi-Arabiens erstem UNESCO-Weltkulturerbe. Und aus der Art und Weise, wie die Nabatäer bauten und nachhaltige Lebensräume schufen, die von der Hitze des Sommers und der Kälte des Winters unbeeindruckt bleiben.

Al-Ula ist ein Museum. Jedes Wadi und jeder Steilhang, jedes Sandfläche und jeder felsige Umriss, jede geologische und archäologische Stätte verdient die größte Beachtung.

Jean Nouvel
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Dieses 2.000 Jahre alte architektonische Erbe werde von Jean Nouvel wiederbelebt – möglicherweise zum ersten Mal seit die Nabatäer in den Millionen Jahre alten Sandsteinfelsen der Region gemeißelt haben. Nouvels kontextbezogene Architektur „wird die Besucher auf eine lebendige, sinnliche und emotionale Zeitreise mitnehmen”, heißt es.

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Neue Ära des Designs

Und seine Architektur werde eine neue Ära des Designs einläuten, in der jedes Detail eine Geschichte über die Vergangenheit der Landschaft erzählen wird. Wo der Klang, die Musikalität, die Härte, die Taktilität, die Kraft und die Komplexität der Natur allgegenwärtig sind, möchte Nouvel dies in Form von fein behauenen Steinen auf den Balkonen bis hin zur Körnung jeder Felswand transponieren.

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Das Resort soll sich in die Felsenbehausungen von Al'Ula hineinschmiegen. Nouvel war es wichtig, die Landschaft zu respektieren und zu erhalten. Das gemeinsam mit der Royal Commission for Al-Ula (RCU) entwickelte Resort soll bis 2024 fertig sein. Dabei setzt man auf emissionsfreien Strom und neue Standards der Nachhaltigkeit. Nach Fertigstellung wird es 40 Suiten und drei Villen sowie im Rahmen eines Retreat-Summit-Centres in unmittelbarer Nähe des Resorts 14 private Pavillons umfassen.

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Nouvels Verpflichtung, Landschaft und antikes Erbe zu respektieren, bedeute nicht, vor modernen architektonischen Ideen zurückzuschrecken. „Al-Ula verdient es, ein gewisses Maß an Modernität zu erlangen”, so der Erschaffer des Torre Agbar in Barcelona, Gestalter des Gasometer A und Designer des Hotel Sofitel in Wien bei der Präsentation der Entwürfe für Al-Ula. „Die Zukunft zu planen ist eine nie endende Verpflichtung, die von uns verlangt, dass wir vollständig an Orten in der Gegenwart leben und gleichzeitig die Vergangenheit wachrufen”.

Es ist von entscheidender Bedeutung, Al-Ulas ganze Unverwechselbarkeit zu erhalten und ihre Attraktivität zu bewahren, die weitgehend auf ihrem abgelegenen und gelegentlich archaischen Charakter beruht. Wir müssen sowohl ein kleines Geheimnis als auch das Versprechen zukünftiger Entdeckungen wahren.

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Al-Ula: Wieder offen für alle

Der langfristige Plan der RCU skizziert einen verantwortungsvollen, nachhaltigen und sensiblen Ansatz für die städtische und wirtschaftliche Entwicklung. Der Plan umfasst ein breites Spektrum von Initiativen in den Bereichen Archäologie, Tourismus, Kultur, Bildung und Kunst. Damit will man die Prioritäten des Programms Vision 2030 in Bezug auf wirtschaftliche Diversifizierung, Stärkung der lokalen Gemeinschaften und Erhaltung des Kulturerbes erfüllen.

Amr Al Madani, CEO des RCU, sieht im Sharaan-Projekt ein von Künstlern gebautes Reiseziel. Sharaan von Jean Nouvel werde auf dem geschichtlichen und landschaftlichen Erbe aufbauen und „zu einer zeitlosen Landschaftsarchitektur werden, die für immer Bestand hat – ein Geschenk an die Welt”.

Al-Ula hat am 30. Oktober 2020 ihre Kulturerbe-Stätten wieder eröffnet, darunter das UNESCO-Weltkulturerbe Hegra, das alte Königreich Dadan und die Flüsterschluchten von Jabal Ikmah. Infos dazu finden sich auf der Buchungsseite von „Experience Al-Ula”.

Text: Linda Benkö Fotos/Renderings: gettyimages, RCU, Jasen Robillard, Ateliers Jean Nouvel

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