cm

Ein wenig Gelassenheit in Zeiten multipler Krisen

2023 sollte das Jahr Eins werden nach den lange Zeit nicht oder gar noch nie dagewesenen Herausforderungen der letzten Jahre: Covid-Infarkt, Krieg in Europa, Energiekrise, Inflationsschock und die historische Zinswende haben Politik, Gesellschaft und nicht zuletzt die Kapitalmärkte in einen Dauerkrisenmodus versetzt. Vor zwölf Monaten hingen die Finanzmärkte weltweit tief in den Seilen, Aktien- und Anleihemärkte notierten zweistellig im Minus und auch die Krisenwährung Gold verlor an Wert, während Öl- und Rohstoffpreise zum Höhenflug ansetzten.

2023 weiterhin turbulent

Das Kapitalmarktjahr 2023 biegt allmählich in die Zielgerade und es brachte bisher so einiges, nur nicht das erhoffte ruhigere Fahrwasser. Der Ukrainekrieg droht neben neuen Krisenherden in Taiwan und Nahost in den Hintergrund zu rücken. Im Kampf gegen die zunehmend hartnäckige Inflation mussten die Zentralbanken entgegen vieler Erwartungen weiter konsequent an der Zinsschraube drehen. Globale Supermächte destabilisieren sich innen- wie außenpolitisch. Wer hätte gedacht, dass der größte und liquideste Markt für US-Staatsanleihen zum Spielfeld für Hedgefonds werden kann, die die Zinsen und damit die Finanzierungskosten der mächtigsten Nation, die seit Monaten um den technischen Zahlungsausfall ringt, vor sich hertreiben? Eben jene stark gestiegenen Zinsen setzen öffentliche wie private Haushalte zunehmend unter Druck. Der Immobilienmarkt droht ebenso in Schieflage zu geraten, wie jüngst eine Silicon Valley Bank oder Credit Suisse und wenn der (kreditfinanzierte) Konsum als letzte Bastion zu bröckeln beginnt, ist eine Rezession die logische Folge.

Alle Inhalte anzeigen

Optimistisch trotz Herausforderungen

Und doch gelingt es den Kapitalmärkten immer wieder aufs Neue, die Krisen unserer Zeit relativ rasch zu verarbeiten und dabei den Blick nach vorne nicht zu verlieren. Das geschieht selten rational und geradlinig, sondern ist stets von Überschwang und Depression begleitet. André Kostolany sagte einmal, dass an den Börsen 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1 ergibt. Solange es Menschen sind, die vor ihren Bildschirmen Kauf- und Verkaufsorders platzieren, werden Angst und Gier auch weiterhin unsere Begleiter sein. Sichtlich ermüdet von den multiplen Krisen unserer Zeit, wünschen sich Investor:innen immer öfters eine „ruhige Seitwärtsbewegung“. Statt also der nächsten Jahresendrally hinterher zu fiebern, könnte ein Vorsatz zur Vorweihnachtszeit doch sein, ein wenig mehr Gelassenheit zu üben.  

Lukas Feiner, MSc CFA CAIA, ist neben Mag. Bernhard Tollay der zweite Geschäftsführer der Metis Invest GmbH. Dort ist er für das gesamte Veranlagungsportfolio der Merkur Versicherung in Österreich und deren Tochterunternehmen in Kroatien und Slowenien mit insgesamt rund 3 Milliarden Euro verantwortlich.