Österreich: Im Schnitt 63.590 Euro pro Kopf
Das Ergebnis des „Allianz Global Wealth Report“ ist erstaunlich: Trotz Krise stieg das globale Geldvermögen im Corona-Jahr 2020 um beachtliche 9,7 Prozent und erreichte damit erstmals die magische Marke von 200 Billionen Euro. Ursache dafür waren die Lockdowns: Diese reduzierten weltweit die Konsumgelegenheiten derart drastisch, dass frisch angesparte Gelder um 78 Prozent in die Höhe schnellten, Bankeinlagen weltweit sogar erstmals zweistellig (11,9 Prozent) stiegen und die Zuflüsse in Bankkonten verdreifachten sich nahezu. Getrieben von der Börsenentwicklung legte auch die Vermögensklasse der Wertpapiere global um stattliche 10,9 Prozent zu.
Österreich auf Platz 16. In Österreich wuchs das Geldvermögen der privaten Haushalte im letzten Jahr um 5, 3 Prozent – damit erreichte das Netto-Pro-Kopf-Vermögen nach Abzug der Schulden 63.590 Euro. Hinter den Zahlen steht ein Rekordzuwachs von angesparten Geldern im Wert von 30 Milliarden Euro, wovon allein 20 Milliarden Euro auf Bankkonten landeten. Kapital, das richtig veranlagt werden müsse, um Sicherheit für die Zukunft zu schaffen, betont Rémi Vrignaud, CEO der Allianz Österreich: „Das angesparte Kapital darf nicht von der Inflation aufgefressen werden. Eine private Vorsorge ist essenziell, um den individuellen Lebensstandard im Alter halten zu können.“
Potenzial ortet Vrignaud bei Pensionsfonds und Versicherungen (aktuell +2,3 Prozent) und sieht auch die Politik weiterhin gefordert, wenn es um nachhaltige Investitionen und die grüne Transformation geht: „Es braucht steuerliche Anreize für ökologische und sozial verträgliche Investitionen – zum Beispiel Steuerfreiheit für nachhaltig veranlagte Lebensversicherungen. Das entlastet das staatliche Pensionssystem und zahlt positiv auf Umwelt- und Klimaschutz ein.“
Positiv bewertet Vrignaud das erstmals seit der Finanzkrise 2008 wieder gestiegene Engagement an den Kapitalmärkten. Mit sieben Milliarden Euro entsprach das Volumen den Investitionen der vergangenen sechs Jahre zusammengenommen, Wertpapiere legten um sogar um 4,5 Prozent zu. Gleichzeitig stiegen die Verbindlichkeiten 2020 um 3,4 Prozent. Das ist zwar etwas mehr als in den letzten beiden Jahren, aber liegt noch immer unter dem europäischen Durchschnitt.
Geld wird nur zur Seite gelegt.Ungenutzte Möglichkeiten sieht auch Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz: „So beeindruckend die Zahlen sind, viele Haushalte sparen nicht wirklich, sondern legen ihr Geld einfach beiseite.“ Das sei eine verpasste Chance, denn nur wenn die privaten Haushalte verstärkt in Vorsorge und Nachhaltigkeit investierten, seien Herausforderungen der Zukunft wie der Klimaschutz und der demographische Wandel zu bewältigen. „Meine Befürchtung ist, dass die Haushalte, wenn sie anfangen, ihre gehorteten Gelder aufzulösen, diese zum Nachholen des Konsums nutzen und damit nur die Inflation weiter anfachen. Wir brauchen dringend eine neue Sparkultur“, so Subran.
Optimistische Prognosen.Für das aktuelle Jahr zeigen sich die Expertinnen und Experten von der Allianz optimistisch. Trotz eines verhaltenen Starts, trotz fortgesetzter Engpässe im Welthandel und trotz neuer Virusvarianten, die zu neuen Einschränkungen zwingen könnten, werde das globale BIP heuer kräftig wachsen – dank der Impfkampagne, die die Wiedereröffnung der Wirtschaft und zumindest eine partielle Rückkehr zur Normalität ermögliche.
Zugleich bleiben die lockere Geldpolitik und eine großzügige Fiskalpolitik in Kraft. Sofern es nicht in den letzten Monaten des Jahres noch zu einer heftigen Börsenkorrektur kommt, dürfte das globale Brutto-Geldvermögen um rund sieben Prozent wachsen. Ein dynamisches Wachstum, das voraussichtlich auch in Österreich spürbar sein sollte: So steht schon im ersten Halbjahr 2021 ein Plus von deutlich mehr als 3 Prozent in den Haushalten zu Buche.
Stephan Scoppetta