Fonds für illiquide Anlagen
Bereits 2015 wurde von der Europäischen Union via Verordnung das Investmentvehikel ELTIF geschaffen. Das Kürzel ELTIF steht dabei für „European Long-Term Investment Fund“ und ist ein Fondsvehikel für illiquide Anlagen, überwiegend aus dem Infrastrukturbereich. Obwohl es bereits seit 2015 die Möglichkeit für diese Fonds gab, wurde das Vehikel bislang kaum genutzt. Wegen der Covid-Krise und der Lockdowns sind die Staatskassen leer, gleichzeitig besteht aber wegen der grünen Wende ein enormer Bedarf an Infrastrukturmaßnahmen. Dieser Kapitalbedarf geht in die Billionen und wird nicht zu 100 Prozent durch staatlichen Ausgaben gedeckt werden können. Damit entstehen neue Wachstumsfelder für privates Kapital, unter anderem bei den Themen Klimaschutz und Digitalisierung. Aber auch der Ausbau bestehender Infrastruktur bietet gute Chancen für Investoren.
Neuer Fondstyp
ELTIFs passen heute gut in die politische Landschaft: Mit ihnen soll privates Kapital für dringend notwendige Infrastrukturprojekte mobilisiert, sowie die europäische Wirtschaft und der Arbeitsmarkt nach der Pandemie wieder angekurbelt werden. Darüber hinaus soll mit dem neuen Instrument der ELTIFs die Nichtbankenfinanzierung nach US-amerikanischem Vorbild auch in Europa weiter vorangetrieben werden. Nach einem jahrelangen Dornröschenschlaf wird die Liste der ELTIFs heute immer länger. Waren Ende 2020 nur 28 ELTIFs bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) registriert, so hat sich die Zahl bis Mitte Juni 2021 mehr als verdoppelt. Mittlerweile sind auch in Österreich vier ELTIFs zugelassen.
Der Boom hat seine Gründe
Der Vorteil von einem ELTIF liegt für die Anbieter darin, dass man mit einem einheitlichen Konstrukt auf allen europäischen Märkten von Spanien bis Finnland als Anbieter präsent sein kann. Davor wäre dies nur mit separaten und kostenintensiven Fondsstrukturen in den jeweiligen Ländern möglich gewesen. Die große Reichweite führt zu einer deutlichen Kostenersparnis, von der der Investor unmittelbar profitiert. Besonderes Interesse an ELTIFs verzeichnen die Anbieter vor allem von Seiten kleiner bis mittleren institutionellen Investoren wie Versicherungen, Stiftungen, Versorgungswerke, Gemeinden und Kommunen. Allerdings braucht man wie bei Private Debt und Private Equity auch bei einem ELTIF einen langen Atem, um von der aktiven Wertschöpfung der Beteiligungen zu profitieren.
Nachhaltigkeit im Fokus
Immer mehr Anbieter drängen nun mit diesen Impact-Fonds für Sachwerte in die Bereiche erneuerbare Energie. Diese Fonds wollen einen positiven Beitrag für den Klimaschutz leisten und deshalb werden mit diesen Geldern Solar- und Windparks finanziert. Immer öfter rücken auch Bioenergie oder Wasserkraft in den Fokus der Investoren.
Ein Produkt für solvente Anleger
Für Kleinanleger sind ELTIFs aber nur bedingt geeignet. Die Mindestanlagesumme beträgt gemäß der Verordnung 10.000 Euro. Außerdem dürfen Anleger maximal zehn Prozent ihres liquiden Vermögens in den ELTIF investieren. Dieser wiederum muss mindestens zehn direkte Investments tätigen. ELTIFs funktionieren zudem anders als beispiels-weise Dachfonds, die in mehrere Private-Equity-Fonds investieren.
Das große Plus für die Investoren liegt bei diesen Fonds in der Rendite. Nach Branchenschätzungen liegt diese bei Infrastruktur-ELTIFs zwischen sieben und zwölf Prozent. Bei Private-Equity-Fonds gilt als Faustformel ein Renditeplus von drei bis fünf Prozent über dem Aktienindex MSCI World. Zu den größten Risiken zählt die lange Bindungsfrist für ELTIFs. Diese beträgt zwischen zehn und zwölf Jahren. Wer seine Anlagen schnell in Liquidität umwandeln will, ist mit einem solchen Produkt schlecht beraten, denn es handelt sich bei diesen Produkten um eine illiquide Anlageform, für die es keinen Zweitmarkt gibt. Bevor man in einen ELTIF investiert, sollte man sich umfassend beraten lassen. Das Produkt ist in den Details recht komplex und nach einem Investment ist ein Ausstieg schwierig.
Stephan Scoppetta