Wohnbefragung: Junge Wiener auf Wohnungssuche
Von Elias Natmessnig
Die Stadt Wien hat diesen Sommer eine groß angelegte Erhebung zum Thema Wohnen durchgeführt.
Schon lange vor der Wahl wurden die Wohnkosten zum Wahlkampfthema. Immer wieder wurde vor allem vor explodierenden Mieten in Wien gewarnt. Also verschickte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) im Juni knapp 1,5 Millionen Fragebögen an alle Haushalte. Es wurden Gemeindebaumieter ebenso angeschrieben wie Menschen in Genossenschaftswohnungen,
Eigentumswohnungen, privaten Mietwohnungen oder Häusern. Knapp 100.000 Fragebögen kamen zurück und wurden am Dienstag von Ludwig präsentiert. Die Antworten boten zumeist Erwartbares.
Drei Viertel der Befragten waren mit ihrer Wohnsituation „sehr“ oder „eher schon“ zufrieden. „Gar nicht zufrieden“ waren nur sieben Prozent. Unter den Unzufriedenen sind zumeist junge Menschen.
Umzug
Jeder fünfte Wiener plant daher einen Umzug. Vor allem die unter 30-Jährigen wollen ihre Wohnsituation verändern. Studenten suchen die erste eigene Wohnung, Jungfamilien brauchen mehr Platz. Jeder Dritte träumt dabei von einer Eigentumswohnung oder einem Haus, am attraktivsten sind aber Genossenschaftswohnungen. Sie bieten günstige Mieten und man benötigt weit weniger Startgeld als bei einer Eigentumswohnung.
Die meisten suchen, weil sie mehr Platz brauchen, andere wollen schlichtweg eine schönere Wohnung oder eine bessere Wohnumgebung. Jeder Fünfte allerdings sucht auch eine neue Wohnung, weil er Schwierigkeiten mit dem Nachbarn hatte. Das Überraschende dabei: „Nicht etwa im Gemeindebau gibt es die meisten Konflikte, sondern bei den Eigenheimen“, erklärte Ludwig.
Diejenigen, die auf Mietwohnungen setzen, sind entgegen so mancher Expertenmeinung von der Miethöhe nicht überrascht. Die Mieten werden zwar von 41,5 Prozent der Befragten als subjektiv „sehr hoch“ oder „hoch“ eingeschätzt, jedoch gaben nur 15 Prozent an, sich diese „nur mit Mühe“ leisten zu können. 54 Prozent können sich die Miete nach eigener Einschätzung „halbwegs“ leisten, 28 Prozent fällt es „leicht“ oder „sehr leicht“.
Ludwig sieht sich dennoch bestätigt, auf Bundesebene auf eine Reform des Mietrechtsgesetzes zu pochen. Denn 61,7 Prozent wollen mehr Transparenz im Mietrecht. Die Ergebnisse der Befragung, die inklusive der Informationskampagne rund 600.000 Euro gekostet hat, sollen in die Wohnbauforschung einfließen, versprach Ludwig.
Kritik kommt von der Opposition: „Wir sind um keine Erkenntnis reicher, aber um 600.000 Euro ärmer“, sagt ÖVP-Landesparteiobmann Manfred Juraczka. Dieser Betrag sei „für eine als Befragung getarnte Hochglanz-Wahlkampfbroschüre der Wiener SPÖ mit Konterfeis des Bürgermeisters und Wohnbaustadtrats“ doch etwas üppig.
Die Ergebnisse der Wiener Wohnbefragung sind auf http://www.wohnbefragung.wien.at abrufbar