Chronik/Wien

Rechte tanzen wieder in Hofburg

20 Festnahmen, drei verletzte Ballgäste, fünf verletzte Polizisten, ein verletzter Demonstrant und viele blaue Flecken. So lautete 2012 die Bilanz nach dem Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) in der Wiener Hofburg, bei dem sich Ballgegner und Ballgäste nicht nur verbal abwatschten. Das Stelldichein von schlagenden Burschenschaftern, hohen FPÖ-Funktionären und rechten Politikern aus ganz Europa, ausgerechnet am 27. Jänner – dem Gedenktag für die Befreiung des KZ Auschwitz – hatte zahlreiche Gegner auf den Plan gerufen.

Konsequenzen?

Der Ball werde 2012 zum letzten Mal in der Hofburg statt finden, verlautbarte Ende 2011 die Betreibergesellschaft der luxuriösen City-Location. Doch die Gegner des Balls konnten sich nur kurz über ihren Erfolg freuen: Denn vom Rausschmiss der Burschenschafter aus der Hofburg ist mittlerweile keine Rede mehr. Am 1. Februar 2013 geht dort der 1. Wiener Akademikerball über die Bühne. Was am ersten Blick wie eine Ballnacht für Uni-Absolventen aussieht, ist freilich nicht mehr als die Neuauflage des WKR-Balls unter anderem Namen. Nur, dass diesmal statt dem WKR offiziell die FPÖ Wien als Veranstalter auftritt. „Der Wiener Akademikerball [...] gibt uns Korporierten die Möglichkeit, auch 2013 wieder in den prunkvollen Sälen der Wiener Hofburg zu feiern und zu tanzen“, lässt FPÖ-Gemeinderat Udo Guggenbichler in einer Einladung wissen (siehe Faksimilie). Der Burschenschafter organisierte in den vergangenen Jahren für den WKR den Ball und scheint auch jetzt als Obmann des Wiener Akademikerball-Ballausschusses auf.

Unverblümt

„WKR-Ball wird zum Wiener Akademikerball“, heißt es auch unverblümt auf der Website unzensuriert.at. Das Portal wurde vom dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) gegründet – Alter Herr der als besonders rechts geltenden Burschenschaft Olympia. Informationen, die offenbar nicht zu den Hofburg-Betreibern durchgedrungen sind oder bewusst übersehen werden: „Aus unserer Sicht gibt es keinen WKR-Ball mehr“, betont eine Sprecherin. „Beim Akademikerball handelt es sich um einen neuen Ball mit neuen Veranstaltern.“

„Angesichts der Fakten steht diese Argumentation auf mehr als wackeligen Beinen“, sagt Wolfgang Moitzi,Vorsitzender der Sozialistischen Jugend (SJ). Moitzi unterstützt das Netzwerk „Jetzt Zeichen setzen“, das im Vorjahr gegen den Ball auftrat. Für die Initiative ist das Verhalten der Hofburg ein glatter Wortbruch. Sie kündigt bereits jetzt Aktionen an, sollte der Ball stattfinden. Moitzi: „Wir erwarten, dass die Hofburg den Ball absagt.“