Wiener Schülerin sorgt mit Fantasy-Roman für Aufsehen
Von Bernhard Ichner
Verleger Bernhard Salomon muss mitunter Illusionen zerstören. Etwa, wenn ihm Jugendliche (meist von ihren Verwandten) als aufgehende Sterne am Literaturhimmel ans Herz gelegt werden. Schriftstellerisches Potenzial hätten aber die Wenigsten, sagt der Chef des „edition a“-Verlags.
Darum habe er auch keine allzu hohen Erwartungen gehabt, als ihm Heidi Glück (einst Sprecherin von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel) von ihrer talentierten Nichte erzählte.
Er habe deren Fantasy-Roman „Goldmond“ zwar gelesen – „aber mit der Intention, die Geschichte als Talentprobe abzutun“.
Womit Salomon nicht rechnete: „Ich bin total reingekippt. Die Geschichte hat Spaß gemacht, sie ist professionell strukturiert und hat einen ganz eigenen Sound: man merkt die intellektuelle Naivität der Jugend.“ Darum war für den Verleger sofort klar, dass aus „Goldmond“ ein Buch werden müsse. Am Samstag ist es erschienen.
"Total geflasht"
Dabei hatte Autorin Tamara Glück aus Wien-Liesing ursprünglich gar nicht die Intention, ihren Erstlingsroman zu veröffentlichen.
Die 17-jährige AHS-Schülerin schrieb ihn während des Covid-bedingten Homeschoolings in ihrem Zimmer zwischen „Harry Potter“-Poster und Plüscheinhörnern. Und wie viele andere kürzere Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten eigentlich bloß für sich selbst.
Die Bewerbung bei einem Verlag wagte sie nur zögerlich. Der prompte Erfolg gleich beim ersten Versuch habe sie „total geflasht“, erzählt sie.
Dass „Goldmond“ ein Science-Fiction- und Fantasy-Roman sein würde, war von Beginn an klar. Denn Tamara Glück liebt das Magische, das Übernatürliche und Fantastische. „Herr der Ringe“ hat sie zwar „nur zwei Mal“ gelesen („weil es so lang ist“), die frühen „Harry Potter“-Bücher dafür sieben Mal und einzelne „Twilight“- sowie „Percy Jackson“-Teile sogar 15-mal.
Keine Grenzen
Fantasy fasziniert sie, „weil die Geschichten über das Normale hinausgehen, weil es keine Grenzen gibt“. Als Autorin könne sie „in alle Richtungen gehen, Neues erfinden und surreale Situationen erschaffen“. „Da oben geht’s ganz schön zu“, sagt Tamara Glück und deutet lächelnd auf ihren Kopf.
Ganz aus der Luft gegriffen ist die Geschichte, die die Wienerin mit „Goldmond“ erzählt, aber nicht. Im Gegenteil: Die überzeugte Klimaschützerin spricht auch unangenehme Wahrheiten an. „Ich will aufrütteln und zum Nachdenken anregen“, erklärt sie. „Denn wenn es uns jetzt nicht gelingt, die Klimaproblematik zu lösen, steht ein schlimmes Ende bevor.“
Blau- und Rotblüter
Ein fantastisches Szenario skizziert die junge Autorin in ihrem Buch. „Goldmond“ spielt in einer Zukunft, in der das Klima bereits gerettet wurde. Zudem ist es der Menschheit gelungen, sich den Wunsch nach Unsterblichkeit zu erfüllen.
Doch würden sechs Milliarden Menschen ewig leben, wäre es mit den Ressourcen der Erde auch bald vorbei. Also beansprucht eine kleine Elite – die „Adeligen“ – die Unsterblichkeit für sich, während der Rest – die Redbloods – ein Leben in Armut fristet.
In dieser Welt treffen der unsterbliche privilegierte Leander und die normalsterbliche Fabriksarbeiterin Elena aufeinander. Sie verlieben sich, geraten ins Visier einer kriminellen Organisation und müssen schon bald um ihr Leben kämpfen. Dabei taucht Elena in Leanders futuristische Welt der fliegenden Autos und sprechenden Roboter ein.
Coming of Age und Sozialkritik
„Goldmond“ ist also mehr als eine wild-romantische Fantasylektüre. „Es ist eine Liebesgeschichte, es geht aber auch um Coming of Age (also ums Heranwachsen und Erwachsenwerden) und um Sozialkritik“, sagt Glück.
„Ich will die Leser aufrütteln im Hinblick auf den Klimawandel. Denn das Klima können wir nur gemeinsam retten. Aber damit setzt sich niemand gern auseinander, das schiebt man gern weg. Und ein Buch nur über den Klimawandel will auch niemand lesen.“
Lebende Vorbilder für Elena und Leander gibt es übrigens nicht, stellt Tamara Glück klar. Zum Teil tragen die Figuren zwar Züge der 17-Jährigen, hauptsächlich seien sie aber an fiktive Personen angelehnt.
Schließlich werde man automatisch von anderen Autoren beeinflusst. Von J. K. Rowling zum Beispiel oder von J.R.R. Tolkien, von Twilight-Verfasserin Stephenie Meyer oder von Rick Riordan, der Halbgott Percy Jackson kreierte.
Vielleicht auch in der Berufswahl.
Buchtipp:
Der Roman Goldmond ist am 20. Februar im "edition a"-Verlag erschienen. Er hat 352 Seiten und kostet 18 Euro.